Testprojekt mit Amazon Straßenbahnen sollen in Frankfurt Pakete ausliefern
Fahrzeuge von Lieferdiensten verstopfen oft die Straßen der Städte. Ein Forschungsteam in Frankfurt testet nun, ob Straßenbahnen eine Alternative für Paket-Kuriere sein könnten.
Deutschlandweit nimmt die Zahl der verschickten Paket-, Express- und Kuriersendungen von Amazon & Co. immer weiter zu. Rund 11 Millionen Pakete werden ausgeliefert - pro Tag. Es ist ja auch praktisch und gemütlich, Klamotten, Technik und Sportgeräte bis an die Haustür geliefert zu bekommen. Die Schattenseite der Bequemlichkeit: Die meisten dieser Pakete werden mit Autos ausgeliefert. Und die verstopfen die Straßen und verpesten die Luft – auch in Frankfurt.
Aber die Lösung für das Problem könnte bereits auf der Straße liegen: Tram-Schienen. Wie mit der Straßenbahn Pakete transportiert werden können, testet seit diesem Freitag die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Kooperation mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) und dem Versandriesen Amazon. "LastMileTram" nennt sich das Projekt, also die Straßenbahn für die letzten Kilometer Lieferweg.
Mit dem elektrischen Lastenrad bis zur Haustür
Während des einmonatigen Testlaufs sollen Päckchen und Pakete von einem Amazon-Verteilzentrum in Raunheim (Groß-Gerau) mit einem Elektro-Transporter zu einer Tram-Station in Frankfurter Stadtrandlage gebracht werden. Mit den Öffis geht es dann in die Innenstadt zur Haltestelle "Zoo" oder zum Betriebshof Gutleut. An einer dieser beiden Stellen wechseln die Paketsendungen dann gemeinsam mit den Auslieferern auf elektrisch betriebene Lastenräder, die die Pakete wie gewohnt an die Haustür liefern sollen.
Laut Hochschule könnte dieses Zustellverfahren 57 Prozent CO2-Emissionen einsparen. Der Wirtschaftsverkehr sei ein wichtiger Stellhebel, um die Emissionen im Verkehrssektor zu senken, sagt Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne): "Paketdienste auf die Schiene zu verlagern, schafft mehr Raum auf der Straße."
Erster Test unter echten Bedingungen
Die Idee sei laut Hochschule in der Theorie bereits 2018 gestartet. In den vergangenen Jahren sei der Einsatz der Gütertram bereits simuliert worden, jetzt folgt der Test unter echten Bedingungen. Ausprobiert werden soll nun unter anderem was passiert, wenn in Stoßzeiten besonders viele Pakete oder sperrige Güter transportiert werden müssen.
"Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten", sagt Projektleiter und Hochschulpräsident Kai-Oliver Schocke.
Allerdings könnte das schwieriger werden als gedacht. Denn getestet wurde das Konzept Gütertram in der Vergangenheit unter anderem in Schwerin, Amsterdam, Dresden oder auch Wien. So unterschiedlich die Städte sind, so gleichen sich die Ergebnisse: Die Gütertram wurde nach einer Probephase wieder eingestellt.
Häufig an den Kosten gescheitert
Oft seien die Versuche an den Kosten oder der Herausforderung, den regulären Tram-Verkehr nicht zu behindern, gescheitert, ergab eine Auswertung des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
In Frankfurt habe der Transport mit der Tram hingegen das Potenzial, wirtschaftlicher als die herkömmliche Belieferung zu sein, sind sich die Teilnehmenden sicher – zumindest in einigen Stadtteilen.