Nordhessen  Thermalsee soll abgerissenes Kurbad in Bad Emstal ersetzen 

Das Thermalbad in Bad Emstal - einstiger Anziehungspunkt der Gemeinde - ist endgültig Geschichte. Jetzt könnte ein Thermalsee den Tourismus ankurbeln. Nicht alle sind von dieser Idee begeistert. 

Bagger inmitten von Schutt - Baustelle vom Abriss des Thermalbads Bad Emstal
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Abriss der Therme in Bad Emstal - was kommt danach?

Abriss der Therme in Bad Emstal – was kommt danach?
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"Wir knabbern uns jetzt durch das Schwimmbecken durch", erklärt Thomas Helmund. Der Mann mit dem signalgelben Helm lenkt seinen Bagger durch den Bauschutt. Duschköpfe, Beckenleitern und vermooste Sonnenliegen sind Relikte aus einer Zeit, in der das Thermalbad die Attraktion in Bad Emstal (Kassel) war. Vor sieben Jahren musste das Bad von heute auf morgen geschlossen werden. Die Dachkonstruktion war marode, es herrschte Einsturzgefahr.

2019 beschloss die Bad Emstaler Gemeindevertretung einstimmig den Abriss des Gebäudes. Eine Sanierung war ihr zu teuer. Jetzt reißen Bagger den einstigen Anziehungspunkt Stück für Stück ab. Bis zum Ende des Jahres wollen sie fertig sein. Was Helmund mit seinem Team nach und nach dem Erdboden gleich macht, war für manche im Ort lange eine sichere Einnahmequelle.

Kein Thermalbad - keine Tagestouristen 

Der Bad Emstaler Kioskbesitzer Carsten Schmidt vor seinem Laden
Hat weniger Kundschaft seit der Thermenschließung: der Bad Emstaler Kioskbesitzer Carsten Schmidt. Bild © hr

Carsten Schmidt betreibt einen großen Kiosk mit Geschenkartikeln und Schreibwaren in Bad Emstal. Das Thermalbad sei ein "wichtiger Baustein für den Laden und für den Ort", sagt er. Er habe den Rückgang bei den Tagestouristen nach der Schließung 2016 deutlich gemerkt. 

Immerhin habe zuvor von den 200 bis 250 Tagesgästen, die wegen des Thermalbads in den Ort gekommen seien, rund jeder Fünfte den Weg in seinen Laden gefunden. Einige Geschäfte hätten den Umsatzrückgang nicht überstanden. "Es hat uns sehr wehgetan, dass das Thermalbad nicht mehr da ist", sagt Schmidt. 

Jährliches Defizit von halber Million 

Bürgermeister Stefan Frankfurth (SPD) kann das verstehen. Das Thermalbad habe in den 1970er Jahren den Tourismus im Ort deutlich gestärkt. Dazu sei es aber auch für die medizinische Versorgung wichtig gewesen.  

Das geschlossene Thermalbad Bad Emstal mit Bauzaun vor dem Eingang
Das Thermalbad Bad Emstal nach seiner Schließung und vor seinem Abriss. Bild © hr

Gegen eine Sanierung hätten verschiedene Faktoren gesprochen: die Beckenkonstruktion aus Beton habe nicht mehr gehalten, auch die Technik sei veraltet gewesen, so Frankfurth. Eine halbe Million Euro Defizit habe das Bad jährlich verursacht - zu viel für die 6.000-Einwohner-Gemeinde. 

Die Pläne für das Gelände stehen fest: Die Hälfte der ehemaligen Therme wird abgerissen, der Kursaal und die ehemalige Gaststätte bleiben bestehen und werden zu einem Multifunktionshaus umgebaut. Das wird auch mit Hilfe von Bundesfördermitteln finanziert. Das neue Gebäude soll von Vereinen genutzt werden und als Versammlungsstätte dienen. 

Machbarkeitsstudie für Thermalsee 

Die Gemeinde will jetzt eine Machbarkeitsstudie für einen neuen touristischen Anziehungspunkt ausschreiben: ein Naturheilbad mit einem Thermalsee. Bisher gibt es davon nur eine Skizze.

Man habe einen ersten Pumpversuch unternommen, berichtet Bürgermeister Frankfurth. Das Wasser ströme mit einer Temperatur von 30 Grad an die Oberfläche. Dieses könne man künftig für Badegäste in einen See leiten.  

Bad Emstals Bürgermeister Stefan Frankfurth (SPD) vor dem Gebäude des früheren Thermalbads
Bürgermeister Stefan Frankfurth (SPD): MUsltifunktionshaus entsteht. Bild © hr

So ein See hätte gegenüber einem Bad wie zuvor einen großen Vorteil, findet der SPD-Politiker: Man müsse das Wasser nicht extra filtern und benötige keine zusätzliche Energie, um es zu erwärmen. Frankfurth betont zugleich, der Thermalsee müsse sich rechnen. Es dürfe kein Defizit für Bad Emstal entstehen. 

CDU-Bürgermeisterkandidat warnt vor "erneutem Millionengrab"

Genau das befürchtet der Bürgermeisterkandidat von der CDU, Daniel Rudenko. In einem schriftlichen Statement spricht er sich gegen die Idee eines Thermalsees aus und warnt vor einem "erneuten Millionengrab in Bad Emstal".  

Aus Rudenkos Sicht dürfe sich die Gemeinde "keine kostspieligen Spielereien erlauben", sondern müsse verantwortungsvoll mit Steuergeld umgehen. Am 4. Februar 2024 wählen die Bürgerinnen und Bürger in Bad Emstal ein neues Gemeindeoberhaupt. 

Kioskbesitzer Schmidt hält den Thermalsee für eine gute Idee. Von der Qualität der tiefen Quelle ist er überzeugt, seinen Eltern und Großeltern habe das Wasser gutgetan: "Ich fände es wichtig, dass es weiter genutzt wird." 

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 13.11.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: Katharina Diederich, hessenschau.de