TomTom-Verkehrsindex Wiesbaden Stauregion Nr. 1 in Deutschland

In keiner deutschen Metropolregion haben Pendler 2022 so viel Zeit im Auto verloren wie im Großraum Wiesbaden - das ergibt der Vergleich von 27 deutschen Städten des Verkehrsdaten-Anbieters Tomtom. Die Daten verraten auch, was uns und die Umwelt die Zeit im Auto kostet - und was hilft, den Verkehr zu entlasten.

Autobahnstau - drei Fahrspuren - Autobahnschilder Wiesbaden-Biebrich, Frankfurt Köln ...
Stau, Stau und noch mehr Stau - in Wiesbaden kennt man das gut. Bild © picture-alliance/dpa
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Wer im Ballungsraum Wiesbaden morgens mit dem Auto zur Arbeit fährt - dann, wenn es auch alle anderen tun - ist nicht zu beneiden. In keiner der 27 von TomTom untersuchten Regionen braucht man so lange, um zur Arbeit und wieder nach Hause zu fahren.

Für einen 10-km-Weg zur Arbeit sind das im Schnitt 15 Minuten und 40 Sekunden - wobei der Weg während der Rush-Hour am Morgen und am Abend noch einmal zwei bis drei Minuten länger wird als dieser Durchschnitt. Und wer den ganzen Weg durchs Stadtgebiet zurücklegt und nicht durchs Umland, braucht in der Stoßzeit sogar 19 Minuten 40 (morgens) bzw. 20 Minuten 20 (abends).

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Das summiert sich: Wer Vollzeit arbeitet und die erwähnten zehn Kilometer durch die Wiesbadener Innenstadt muss, sitzt aufs Jahr gerechnet 153 Stunden im Auto - davon fast 52 Stunden im Stau. Deutlich mehr als Pendler in Kassel oder Frankfurt, die zwar auch ein gutes Viertel der Fahrzeit im Stau stehen, aber insgesamt kürzere Fahrzeiten haben.

2021 war die marode Salzbachtalbrücke bei Wiesbaden gesperrt und später gesprengt worden - mit drastischen Auswirkungen auf den Verkehr in der Region. 2022 ist die gesamt Fahrtzeit gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen: um sieben Stunden für Wiesbadener Stadtfahrten und um fünf Stunden für 10-km-Pendelfahrten im Ballungsraum.

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Wie der "Stau-Index" errechnet wird

Wie viel Zeit verbringen die Menschen im Stau? Das kann man recht genau messen, wenn man die Zeit kennt, die sie unterwegs sind. Die Firma TomTom weiß das, weil sie die Echtzeit-Daten von 600 Millionen Fahrzeugen weltweit sammelt und auswertet. Von den Fahrtzeiten während der Rush Hour - hier im Beispiel für eine 10-km-Fahrstrecke zur Arbeit - ziehen die Auswerter dann die optimale Fahrtzeit ab. Die ergibt sich für den gleichen Weg nachts um drei.

Diese Werte errechnet TomTom für 389 Städte weltweit und die umgebenden Ballungsräume. In Hessen sind Wiesbaden, Kassel und Frankfurt in der Auswertung.


TomTom kennt man als Anbieter von reinen Navigationsgeräten, inzwischen verdient der Konzern sein Geld aber eher über Partnerschaften mit Autoherstellern und Flottenbetreibern: 7 von 10 Pkw mit fest verbautem Infotainment-System nutzen nach Angaben der Firma Daten von TomTom.

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Die Kosten für Umwelt und Geldbeutel

Im Stau stehen kostet nicht nur Nerven. Wer die besagten Pendler-Strecken mit einem Benziner zurücklegt, produziert einiges an Kohlendioxid. Für Wiesbadener Stadtfahrten errechnen die TomTom-Jahresauswerter einen Wert von 794 kg, für Kassel 767 kg, für das Frankfurter Stadtgebiet sogar 894 kg. Wie die Vergleichswerte aufs Jahr für Diesel- und Elektroautos aussehen, kann man sich auf den TomTom-Seiten für jede der drei vermessenen Städte errechnen lassen.

Nach oben geschnellt sind die Kosten, weil die Benzin- und Dieselpreise im Jahresschnitt 2022 ein Fünftel höher lagen als im Jahr davor. Einen Frankfurter Innenstadtpendler kostete das Benzin für die 10-Kilometer-Strecke 696 Euro. Die Tankfüllungen für einen Diesel kosteten im Vergleich 649 Euro, die Ladegebühren für ein Elektro-Fahrzeug errechnet TomTom für die Vergleichsstrecke mit 390 Euro.

Benzinpreis war kein Umstiegsgrund - das 9-Euro-Ticket schon

Die deutlich gestiegenen Spritpreise haben nach Ansicht der TomTom-Daten kaum Autofahrer zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel bewegt. Das überrascht Ralf-Peter Schäfer nicht. Er ist bei TomTom für den Bereich Verkehrs-Informationen verantwortlich. "Spritpreise haben immer geschwankt im Laufe der Zeit. Und bevor der Autofahrer das Auto stehen lässt, da muss schon viel passieren."

Was anscheinend tatsächlich eine Verhaltensänderung bewirkt hat, war das 9-Euro-Ticket. Von Juni bis August 2022, als das 9-Euro-Angebot galt, war der Autoverkehr spürbar entspannter als in den Monaten danach. Auch wenn die Zeit des 9-Euro-Tickets sich mit der verkehrsarmen Ferienzeit überschneidet, sehen die Auswerter deutliche Zeichen, dass es den Verkehr entspannt hat.

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Nerven-Spar-Tipp: Home-Office - aber clever

Kann man die Staus umfahren? Nach Meinung von Ralf-Peter Schäfer von TomTom geht das tatsächlich. Allerdings nicht auf geheimen Routen, sondern nur, wenn man stauärmere Zeiten nutzt. Und am wirkungsvollsten sei es, gleich ganz zuhause zu bleiben. Wer einen Tag pro Woche im Home-Office bleiben kann, spart sich natürlich ein Fünftel Fahr- und damit Lebenszeit.

Dabei lohne es sich, die Home-Office-Zeit clever zu wählen. "Viele Leute machen den Fehler: sie gehen montags oder freitags ins Home-Office", sagt Schäfer, "da ist aber viel weniger Verkehr als am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag." Wer diese Tage fürs Home-Office nutzt, hat noch ein wenig mehr kostbare Zeit gespart.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hatten wir statt der Salzbachtalbrücke bei Wiesbaden irrtümlich die Schiersteiner Brücke genannt.

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Sendung: hr1, 15.02.2023, 12.10 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Caroline Wornath