"Hier herrscht Totengräberstimmung" Reifenhersteller Goodyear will in Fulda 550 Stellen streichen

Der Reifenhersteller Goodyear will im Werk Fulda mit einem radikalen Einschnitt die Hälfte der Stellen abbauen. Über den angekündigten Verlust von 550 Jobs soll nun mit dem Betriebsrat verhandelt werden. Der Zeitplan steht schon.

Industriegebäude mit blauen Fahnen davor, auf denen in gelben Lettern "Goodyear" steht.
Das Werk von Goodyear in Fulda. Bild © Kathinka Mumme (hr)
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Reifenhersteller will 550 Stellen streichen

hs 02.06.2023
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Der Reifenhersteller Goodyear hat im Werk Fulda einen großangelegten Stellenabbau angekündigt. Das Unternehmen will sich von der Hälfte der Belegschaft trennen. Die Jobs von 550 Mitarbeitenden stehen zur Disposition, wie der Sprecher von Goodyear Deutschland, Dominic Stenzel, mitteilte. "Es ist eine schwierige, aber notwendige Entscheidung", erklärte er. Bis Ende 2024 soll die "Kapazitätsreduzierung" abgeschlossen werden, sagte Stenzel am Freitag dem hr.

Derzeit arbeiten noch 1.150 Beschäftigte im Werk Fulda. Die Belegschaft wurde am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung informiert. In Kürze soll mit dem Betriebsrat über den Personal-Abbau verhandelt werden, wie Stenzel sagte.

Betriebsrat empört - Gewerkschaft lehnt Pläne ab

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Klaus Korger erklärte, die Beschäftigten seien geschockt von den Plänen. "Die Verkündung war wie ein Schlag ins Gesicht. Hier herrscht eine Totengräberstimmung." Viele der Beschäftigten seien seit Jahrzehnten im Betrieb, ganze Familien seien finanziell von den Arbeitsplätzen abhängig.

Seit 2019 habe Goodyear hohe Investitionen am Standort Fulda getätigt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. "Daher war ich der Überzeugung, dass wir fit für die Zukunft sind und keine Personalmaßnahmen mehr anstehen", so Korger.

Alexander Wiesbach von der Gewerkschaft IGBCE ergänzte, man werde die Pläne nicht hinnehmen. "Wir werden die Verhandlungen begleiten und hoffen, eine Alternativlösung aufzeigen können, wodurch weniger Personal abgebaut wird", sagte Wiesbach dem hr. Wie genau es weitergeht, solle in den kommenden Tagen entschieden werden.

"Ein Schlag für die Stadt"

Die Stadt Fulda zeigte sich betroffen von der geplanten Radikalkur. Stadtsprecher Johannes Heller sagte dem hr: "Das ist ein Schlag für die Stadt Fulda." Denn es gehe um ein Traditionsunternehmen, das vielen Menschen ein Begriff sei und vielen Arbeit gebe.

Heller sagt weiter: "Jetzt müssen wir sehen, wie wir mit der Situation zurecht kommen, welche Folgen es für die Stadt und Region hat. Wir stehen im Austausch mit der Geschäftsleitung. Es wird weitere Gespräche geben."

Totz der angekündigten Sparmaßnahmen soll das Werk in Fulda laut Goodyear erhalten bleiben, ebenso die traditionsreiche Marke Fulda-Reifen. "Die heutige Ankündigung hat keine Auswirkungen auf die Reifenmarke Fulda, die in unserem Mehrmarken-Produktportfolio verbleibt." Fulda-Reifen werden den Angaben zufolge in mehreren Produktionsstätten in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika produziert und im In- und Ausland vertrieben.

Ziel: Kosten senken

Als Grund für die geplante Stellenstreichung sagte der Goodyear-Sprecher: "Wir müssen unsere Strukturkosten senken, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen." Beigetragen zur Entwicklung hätten die schwächelnde Wirtschaft, eine nachlassende Nachfrage der Kundschaft und die Folgen der Inflation. Die Verkleinerung des Werks in Fulda ermögliche, die Auslastung anderer Werke zu verbessern.

Um die Betriebsstrukturen schlanker zu gestalten, sollen die Führungsebenen der Werke in Fulda und Hanau (Main-Kinzig) zusammengeführt werden, wie Stenzel sagte.

2019 bereits über 1.000 Stellen in Hessen gestrichen

Es ist nicht das erste Mal, dass Goodyear zu großen Einsparungen ansetzt. Bereits im Jahr 2019 wurden 450 Stellen in Fulda und 600 Stellen in Hanau gestrichen. Im Gegenzug versprach das Unternehmen, rund 113 Millionen Euro in den Standort zu investieren, um die Leistungsfähigkeit und Produktivität mit moderner Technik zu steigern. "Daher sind wir zuversichtlich, dass das Unternehmen langfristig am Standort festhält", sagte Heller.

Goodyear Dunlop ist nach eigenen Angaben einer der größten Reifenhersteller Deutschlands und beschäftigt über 5.000 Menschen. Einen Stellenabbau soll es aktuell nur in Fulda geben, wie Stenzel sagte.

Die Standorte des Unternehmens liegen neben Fulda und Hanau auch in Köln (NRW), Fürstenwalde (Brandenburg), Riesa (Sachsen), Philippsburg (Baden-Württemberg) und Wittlich (Rheinland-Pfalz). Weltweit gibt es 72.000 Mitarbeitende an 55 Standorten in 23 Ländern. Zu den Marken des Unternehmens gehören unter anderem Goodyear, Dunlop und Fulda-Reifen.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 02.06.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Jörn Perske, Daniel Käthner