U-Bahn-Verlängerung später und teurer U5-Anbindung des Frankfurter Europaviertels auf 2027 verschoben

Der Ausbau der U-Bahn-Linie U5 in Frankfurt ab dem Hauptbahnhof wird mehrere Jahre länger dauern als geplant. Außerdem muss die Stadt tiefer in die Tasche greifen. Es gibt aber auch eine gute Nachricht.

Ein Zug der U-Bahnlinie 5, beschriftet mit Frankfurt Hauptbahnhof.
Bisher endet die U5 am Hauptbahnhof. Bild © picture-alliance/dpa

Bis die U-Bahn auch im Frankfurter Europaviertel rollt, müssen sich die Bewohnerinnen und Bewohner noch weitere Jahre gedulden: Erst 2027 wird es so weit sein, wie der Mobilitätsdezernent der Stadt, Wolfgang Siefert (Grüne), am Montag mitteilte.

Ursprünglich sollte die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 vom Hauptbahnhof nach Westen schon drei Jahre früher, 2024, fertig gebaut werden.

Doch Lieferengpässe, "enorme" Preissteigerungen und bauliche Unwägbarkeiten, alle drei Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hätten zu Verzögerungen geführt.

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Kosten auf halbe Milliarde Euro gestiegen

Die Stadt und die Frankfurter Verkehrsgesellschaft VGF rechnen inzwischen mit Gesamtkosten von 515 Millionen Euro. Ursprünglich sollte die 2,7 Kilometer lange Strecke durch das Europaviertel mit vier Stationen 281,4 Millionen Euro kosten.

Schon bei Baubeginn im Jahr 2019 wurde die Summe auf 373,5 Millionen Euro geschätzt. Damals hatten unter anderem teure Kampfmittel-Sondierungen an der Baustelle und schadstoffbelastete Böden die Preise in die Höhe getrieben.

Nun kämen gestiegene Baunebenkosten hinzu, erklärte Florian Habersack von der Stadtbahn Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH (SBEV), dem mit der Planung beauftragten Tochterunternehmen von VGF und Stadt Frankfurt. Seit 2019 seien die Bau- und Materialkosten um 40 Prozent gestiegen.

Für Verzögerungen sorgte demnach auch, dass auf Ausschreibungen der Stadt keine passenden Angebote eingegangen sind. Die Stadt hofft nun, dass die Zuschüsse von Bund und Land zu den Baukosten erhöht werden, damit sie die Mehrkosten nicht alleine stemmen muss.

Rechtsstreit um Riesenbohrer

Die Idee, die U5 über den Hauptbahnhof hinaus zu verlängern, stammt aus den 1990er Jahren. Die Bauarbeiten für den Bahntunnel begannen im August 2019 mit zwei Jahren Verspätung, inzwischen sind die beiden Tunnelröhren bis zum Platz der Republik fertiggestellt. Am Güterplatz entsteht derzeit die einzige unterirdische Station, die weiteren Halte sind oberirdisch geplant.

Gegraben wurde der Tunnel mit Hilfe eines 80 Meter langen, 580 Tonnen schweren Riesenbohrers, einer sogenannten Tunnelvortriebsmaschine.

Die Tunnelvortriebsmaschine an der Baustelle der Verlängerung der U5 in Frankfurt
Die Tunnelvortriebsmaschine an der Baustelle der Verlängerung der U5 in Frankfurt. Bild © picture-alliance/dpa

Schwierigkeiten gab es beim Anschluss der Tunnelröhre an die bestehende Strecke: Der Bohrer kam am Platz der Republik nicht wie geplant bis auf drei Meter an die existierende Strecke heran, weil alte Stahlfundamente im Weg waren. Auf den letzten 15 Metern mussten die Arbeiter den Tunnel mit Druckluft, Meißel und Picke von Hand abbauen. Dazu musste die Erde aufwändig vereist werden, um die Stabilität nicht in Gefahr zu bringen.

Wegen des Riesenbohrers läuft zudem ein Rechtsstreit zwischen der Stadt und der Baufirma. Nachdem Schäden an der Maschine entdeckt worden waren, hatte die Reparatur nicht nur zu einer mehrmonatigen Verzögerung, sondern auch zu 30 Millionen Euro an Mehrkosten geführt. Offen ist bislang, wer diese übernehmen muss.

Bis 2027 soll auch der Römerhof angebunden werden

Eine gute Nachricht wurde am Montag aber auch verkündet: Bis 2027 sollen nicht nur die vier Haltestellen Güterplatz, Emser Brücke, Europagarten und Wohnpark (Arbeitstitel) angebunden sein. Ziel sei, die U5 dann mit insgesamt sechs neuen Stationen in Betrieb zu nehmen. Enden soll die U5 am Römerhof, ein zusätzlicher Halt ist an der Kreuzung mit der Schmidtstraße geplant.

Ein Stadtplan von Frankfurt, in den der bisherige Verlauf der U-Bahn 5, sowie die beiden geplanten Aubaustufen eingezeichnet sind
Zusätzlich zu den vier Halten im Europaviertel könnten zwei weitere bis zum Römerhof hinzukommen. Bild © OpenStreetMaps-Mitwirkende, hessenschau.de

Voraussetzung für die Verlängerung bis zum Römerhof ist allerdings, dass die Stadtverordneten den Bau- und Finanzierungsplänen zustimmen und einen Bebauungsplan für das Gebiet aufstellen. Bisher hat die Stadt noch nicht alle benötigten Grundstücke entlang der geplanten Strecke erworben. Die zusätzliche Erweiterung würde nach Schätzungen der Stadt noch einmal 50 Millionen Euro kosten.

Auch Verlängerung in den Norden geplant

Die U5 wird auch im Norden der Stadt verlängert: Hinter Preungesheim soll es drei weitere Stationen bis zum Frankfurter Berg geben. Dort werden frühestens 2028 die Bahnen rollen.

Weitere Informationen

Sendung: hr-iNFO, 16.10.2023, 17 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Anja Engelke, Frank Angermund