Mobilitätsbarometer 2024 Drei von vier Hessen mit Anbindung an Bus und Bahn zufrieden
Im deutschlandweiten Vergleich schneidet Hessen bei der ÖPNV-Anbindung laut einer aktuellen Umfrage ziemlich gut ab. Luft nach oben gibt es allerdings bei der Anzahl der Abfahrten. Kritik kommt auch von Radfahrern.
77 Prozent der Menschen in Hessen fühlen sich an ihrem Wohnort insgesamt gut angebunden mit Bus und Bahn. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Allianz pro Schiene, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Damit schneidet Hessen überdurchschnittlich gut ab. Der deutsche Durchschnitt bei der Zufriedenheit liegt nur bei 67 Prozent.
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Besser schneiden bei der Befragung nur die drei Stadtstaaten Berlin (93 Prozent), Hamburg (90 Prozent) und Bremen (83 Prozent) ab. Auch mit der Entfernung zur nächstgelegenen Bus- oder Bahnhaltestelle sind die meisten Hessen zufrieden, nämlich 89 Prozent.
Dirk Flege, Geschäftsführer von Allianz pro Schiene, sieht vor allem das Deutschlandticket als Gewinnbringer für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): "Das Deutschlandticket hat den ÖPNV definitiv leichter zugänglich gemacht. Das ist ein großer Fortschritt aus Sicht der Fahrgäste." Zusätzlich sei das Pendeln und Reisen dadurch günstiger geworden im Vergleich zu vielen Monats- und Jahrestickets.
Unzufriedenheit mit Taktung der Busse und Bahnen
Doch es gibt auch Probleme beim hessischen Nahverkehr. "Das, was die Menschen umtreibt, das ist die Zahl der Abfahrten", analysiert Flege. Laut der Befragung sind 74 Prozent, also fast drei von vier Menschen in Hessen, unzufrieden mit der Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs. "Da werden die großen Defizite gesehen. Das ist der Hauptpunkt, wo die Politik nachsteuern und verbessen muss", sagt Flege.
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Doch vielerorts ist das Gegenteil der Fall. In Frankfurt etwa sollen manche U-Bahnen ab Mitte Dezember seltener fahren. Auch im Jahr 2025 noch soll ein ausgedünnter Fahrplan gelten, der sogenannte "Stabilisierungsfahrplan". Grund ist nach Angaben der lokalen Nahverkehrsgesellschaft Traffiq die angespannte Personalsituation. "Deshalb müssen wir, weil Verlässlichkeit das wichtigste Gut für unsere Fahrgäste ist, die Fahrpläne teilweise anpassen", erklärte Hartwig Meier, Chefplaner bei Traffiq, gegenüber dem hr. Solche Probleme bestehen vielerorts in Hessen.
Wenige sichere Radwege in Hessen?
Ernüchternde Ergebnisse gibt es in der Befragung auch bei Radfahrern. Nur 36 Prozent der befragten Hessen geben an, dass ihnen ausreichend sichere Radwege zur Verfügung stehen. "Das ist ein erschreckender Wert", sagt Flege. Auch im deutschlandweiten Vergleich schneidet Hessen schlecht ab und landet auf Platz elf der 16 Bundesländer. Die Zufriedenheit beim Radverkehr im deutschen Durchschnitt liegt mit 44 Prozent höher.
Dabei fühlt sich fast jeder Dritte heute unsicherer als vor fünf Jahren (30 Prozent), während 27 Prozent nach eigenen Angaben sicherer unterwegs sind. Bei 43 Prozent hat sich das Sicherheitsgefühl auf dem Rad nicht verändert.
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Infrastruktur muss verbessert werden
Und was bedeutet das? "Das heißt eben: Sichere Verkehrsinfrastruktur schaffen durch bauliche Maßnahmen", sagt Stephan Voeth vom Verkehrsclub Deutschland e.V. Ein Beispiel dafür sei, den Verkehr möglichst gut zu trennen, sodass es möglichst wenige Konflikte zwischen Radfahrern, Autofahrern und Fußgängern gebe. "Das scheint in den vergangenen Jahren bislang vernachlässigt worden zu sein", sagt Flege von der Allianz pro Schiene.
Die Befragung sei ein Weckruf für die Politik. "Dass man sich bei der Verkehrspolitik mehr auf die Bedürfnisse der Menschen zubewegt und das Ganze gesamthaft angeht", fordert Flege. Die Akteure bei der Allianz pro Schiene wünschen sich demnach, dass Bund, Länder, Kreise und Kommunen stärker zusammenarbeiten. "Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe, eine vernünftige Alternative zum eigenen Auto bereitzustellen."