"Die Teilerei" Wie der Umsonst-Laden in Frankfurt funktioniert - und sich finanziert
Kleidung, Spielzeug, Haushaltsgeräte: All das gibt es kostenlos in Frankfurts erstem "Umsonst-Laden". Die Macher wollen dafür sorgen, dass weniger weggeworfen wird und nicht jeder alles neu kaufen muss.
Beim Anblick der Warteschlange vor dem kleinen Laden könnte einem spontan der Gedanke in den Kopf schießen: "Gibt's hier was umsonst?" Ja, tatsächlich. Denn seit Mitte April läuft der Betrieb in der "Teilerei", Frankfurts erstem "Umsonst-Laden".
Mehr als 20 Menschen gleichzeitig drängeln sich zwischen Regalen in dem Laden, der fast wie ein WG-Zimmer eingerichtet ist: Sie stöbern im gut gefüllten Bücherregal oder greifen sich T-Shirts, Jacken und Pullover von der Kleiderstange. Alles umsonst - wer etwas findet, kann es direkt mitnehmen. Man muss dafür auch selbst nichts abgeben. "Es ist kein Tauschen, sondern Teilen", erklärt Initiatorin Judith Busse.
Von Brettspielen bis Waffeleisen
"Ich habe für meine schwangere Tochter eine Wickelauflage gefunden", erzählt Beate Düerkop-Scheld freudestrahlend. Sie wohnt in der Nähe und war seit der Eröffnung der "Teilerei" schon öfter hier. "Ich finde es toll, dass die Dinge hier im Kreislauf bleiben: Ich miste zuhause Sachen aus und bringe sie vorbei, dann schaue ich, ob ich hier etwas brauchen kann."
Während die Besucherinnen und Besucher Geschirr, Brettspiele oder Elektrogeräte aussuchen, füllen sich die Regale im Minutentakt wieder neu. Vier ehrenamtliche Helferinnen sind an diesem Nachmittag im Einsatz und sortieren die abgegebenen Gegenstände. Man kann fast alles abgeben - außer Lebensmittel und andere verderbliche Produkte.
"Ich habe heute ein Waffeleisen, einen Espressokocher und Gummistiefel dabei", erzählt Gero, der extra aus Frankfurt-Rödelheim hergekommen ist. Helferin Nicole begutachtet seine Mitbringsel und bahnt sich damit einen Weg zu den Regalen.
Unerwarteter Anstum
Warteschlangen und Gedränge: So voll sei es bis jetzt an jedem Öffnungstag gewesen, berichtet der Mit-Initiator des Projekts, Finn Volpert. "Mit dem Ansturm haben wir nicht gerechnet." Statt zwei Helfern pro Schicht bräuchten sie im Moment vier bis fünf.
Volpert und seine Mitstreiterin Judith Busse haben die "Teilerei" zusammen ins Leben gerufen. Die beiden kennen sich von der Universität - und waren beide begeistert von der Idee eines Umsonstladens: "Wir haben das unabhängig voneinander gesehen: ich im Auslandssemester in Schweden und Finn in Frankreich", erzählt Busse. "Ich fand die Idee richtig cool." Die beiden sehen den Umsonstladen als soziales und ökologisches Projekt. "Es kann eine Alternative zu normalen Geschäften werden", schätzt Volpert.
Auf Förderung und Spenden angewiesen
Ganz ohne Geld funktioniert der Umsonst-Laden natürlich nicht: Für die Räumlichkeiten werden Miete fällig, es mussten Möbel angeschafft werden, auch eine Website muss bezahlt werden.
Für die ersten sechs Monate wird das Projekt finanziert über das "Zero Waste Lab", mit dem die Frankfurter Entsorgungsbetriebe FES und das städtische Umweltamt Ideen zur Abfallvermeidung fördern. Beteiligt sind auch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt und die University of Applied Sciences, die eine studentische Hilfskraft zur Verfügung stellt.
Die "Teilerei" finanziert sich zum Teil auch durch Spenden von Privatleuten. "Wir sind darüber sehr glücklich, möchten aber den Großteil über Förderung durch Stiftungen und Institutionen abdecken", erklärt Finn Volpert.
Suche nach Räumlichkeiten war schwierig
Dass der Umsonstladen ausgerechnet in Frankfurt-Niederrad außerhalb des Stadtzentrums liegt, zeigt, wie schwierig die Suche nach einem geeigneten Standort war. "Das war ein langwieriger Prozess, weil Raum für ehrenamtliche gemeinnützige Initiativen rar ist", klagt Finn Volpert. "Das hängt auch mit städtischer Politik zusammen." Er wünsche sich, dass mehr solcher Räume geschaffen würden.
Trotzdem spornt der Erfolg die beiden weiter an. "Unsere Zukunftsvision ist, dass wir in jedem Stadtteil einen Umsonstladen haben", sagt Judith Busse.