Kassel, Wiesbaden, Frankfurt ÖPNV-Warnstreik bis Sonntag früh

In Hessen hat Verdi am Samstag die Streiks im ÖPNV fortgesetzt. Dabei sollte es ruhiger zugehen als am Vortag. Bereits am Freitag hatten Beschäftigte kommunaler Verkehrsbetriebe die Arbeit niedergelegt.

Leere Station mit U-Bahngleisen
Alles steht still: Seit Freitag früh fahren in Frankfurt keine U-Bahnen Bild © Imago Images
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Bild © hr/ Lars Hofmann| zur Audio-Einzelseite
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Einen "stillen Streik" hatte die Gewerkschaft Verdi für Samstag hessenweit im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angekündigt. Das bedeutete laut einer Gewerkschaftssprecherin, dass es anders als am Freitag keine Demonstrationen oder Kundgebungen geben sollte. Lediglich Streikwachen in Depots und Betriebshöfen waren postiert.

"Es läuft genauso, wie wir es geplant haben", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Jochen Koppel am Samstagmorgen. Der Streik sollte bis Dienstschluss (Sonntagmorgen, 3 Uhr) dauern. Menschen, die zum Shoppen oder Ausgehen am Samstag per ÖPNV in die Innenstädte wollten, mussten sich deshalb genau überlegen, wie sie ans Ziel kommen.

Hauptsächlich größere Städte betroffen

Mit dem zweiten Streiktag setzte die Gewerkschaft fort, was sie am Freitag begonnen hatte. Landesweit wurden kommunale Verkehrsbetriebe hauptsächlich in größeren Städten bestreikt. Je nach Kommune waren unterschiedliche Verkehrsmittel betroffen. Für den Samstag gab es ein paar Änderungen:

In Frankfurt sollten die Straßenbahnen im Depot in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs bleiben, wo die streikenden Fahrerinnen und Fahrer am Freitagmorgen die Zufahrt mit einer Tram blockiert hatten. Auch die U-Bahnen sollten bis Sonntagmorgen nicht fahren. Busse hingegen wurden nicht bestreikt. Auch die S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet fuhren.

800 KVG-Beschäftigte im Streik

In Kassel stand seit Freitagmorgen ein der Großteil der Busse und Straßenbahnen still. Hier sollte der Streik bis in die Nacht von Samstag auf Sonntag andauern. Etwa 800 Beschäftigte der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG) waren für Freitag und Samstag zum Warnstreik aufgerufen.

Der Streik galt auch für die Buslinien 11, 17 und 22 der KVG im Umland sowie auf den Straßenbahnstrecken nach Vellmar, Baunatal und durch das Lossetal. Darüber hinaus sollten die RegioTrams aus dem Umland nur bis zum Hauptbahnhof Kassel fahren - und nicht durch die Innenstadt.

Auch in Wiesbaden sollten die ESWE-Busse bis Sonntagmorgen bestreikt werden. Die von Partnerunternehmen bedienten Linien 5, 28, 39 und 46 sollten eingeschränkt fahren.

Andernsorts Streik beendet

In Gießen und Marburg sah es etwas anders aus. Hier sollte nach Angaben der Verkehrsbetriebe und auch der Online-Fahrplanauskunft der Streik bereits beendet sein. Die Busse waren demnach wieder nach dem normalen Samstagsfahrplan unterwegs.

Die Stadtwerke in Offenbach erwarteten keine streikbedingten Ausfälle, da hier teilweise andere Tarifverträge gelten. Gleiches gilt für Darmstadt. Auch in Hanau sollte es am Samstag keine streikbedingten Ausfälle mehr geben. Informationen zum Streik im ÖPNV gibt es auch auf den Seiten des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV).

Verdi: Rund 1.900 Streikende

An den Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr hatten sich am Freitag in Hessen nach Gewerkschaftsangaben rund 1.900 Beschäftigte beteiligt. "Es läuft top, alles wie geplant", freute sich Jochen Koppel von Verdi. Insgesamt zähle die Branche hessenweit mehr als 3.000 Beschäftigte, darunter seien 90 Prozent Fahrerinnen und Fahrer.

Videobeitrag
Interview bei Streik
Bild © hr
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Rund 200 Kolleginnen und Kollegen aus Wiesbaden, Gießen, Hanau und Marburg hätten am Vormittag eine gemeinsam von Fridays For Future und Verdi initiierte Petition an den hessischen Wirtschaftsstaatssekretär Umut Sönmez (SPD) überreicht. In dem Papier wird laut Gewerkschaft die Finanzierung des ÖPNV durch Bund und Länder mit 16 Milliarden Euro pro Jahr gefordert, um die Kommunen zu entlasten.

Zentraler Streiktag zusammen mit Klimastreiktag

Fridays for Future organisierte am Freitag parallel zu den Warnstreiks zahlreiche Demonstrationen gegen die Klimakrise und für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Unter anderem in Kassel und Frankfurt nahmen insgesamt mehrere hundert Menschen teil.

Verdi droht mit längeren Streiks

Verdi-Verhandlungsführer Koppel sagte am Freitagmorgen, sollte sich in den nächsten Verhandlungen mit den Arbeitgebern am Montag nichts ändern, könnten auch längere Streiks bei Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen in Hessen drohen.

In einigen Bundesländern hatten die Streiks bereits am Montag begonnen. Insgesamt hat Verdi bundesweit rund 90.000 Beschäftigte in den kommunalen Verkehrsbetrieben bis Samstag an unterschiedlichen Tagen zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.

Verdi fordert Reduzierung der Arbeitszeit

Verdi will im Tarifkonflikt des ÖPNV Druck auf die laufenden Verhandlungen machen. Darin geht es laut Gewerkschaft hauptsächlich um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Entlastung der Beschäftigten.

In Hessen sollen etwa die Arbeitszeiten um bis zu vier Stunden reduziert und die Beschäftigten teilweise höher eingruppiert werden. 

In den Streik getreten waren die Beschäftigten kommunaler Verkehrsbetriebe auch schon am 2. Februar – ebenfalls unterstützt von Fridays for Future.

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Quelle: hessenschau.de, mit Informationen von Lars Hofmann (hr), AFP, dpa/lhe