Frankfurt, Kassel und Wiesbaden Verdi-Warnstreik: Straßenbahnen, Busse und U-Bahnen stehen still
In Frankfurt, Wiesbaden und Kassel stehen seit dem Morgen große Teile des Nahverkehrs still. Die Folge für Pendler: Verzögerungen und Ausfälle. Auch für die kommende Woche hat Verdi zu Streiks aufgerufen.
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Fahrgäste müssen heute mit erheblichen Einschränkungen bei Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen zurechtkommen. Die Gewerkschaft Verdi hat deutschlandweit rund 35.000 Beschäftigte in mehr als 30 Verkehrsunternehmen zu Warnstreiks aufgerufen.
In Wiesbaden trifft es den Busverkehr, in Frankfurt werden Straßenbahnen und U-Bahnen der VGF bestreikt und in Kassel die Straßenbahnen und Busse der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG). Die Streikbeteiligung in Frankfurt und Wiesbaden sei sowohl bei Fahrerinnen und Fahrern als auch bei den Mitarbeitenden in den Werkstätten sehr gut, sagte ein Verdi-Sprecher.
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Auch wenn die Streiks zwei Tage zuvor angekündigt worden waren, waren einige Fahrgäste doch überrumpelt. Manche warteten vergeblich an Haltestellen - und stiegen letztlich auf ein Taxi um. In Wiesbaden fuhren am Freitag - anders als angekündigt - doch ein paar Buslinien, weil sie kurzfristig von Partnerunternehmen übernommen wurden. Dafür fielen aber entgegen der Erwartung die Verbindungen aus dem benachbarten Mainz aus.
S-Bahnen und Busse in Frankfurt fahren
In Frankfurt konnten Pendler immerhin auf S-Bahnen, Regionalbahnen und Busse umsteigen, die ganz nach Plan fuhren. Denn nur U-Bahnen und Trams gehören zur VGF, die bestreikt wird. S- und Regionalbahnen werden von der Deutschen Bahn betrieben, Busse fallen unter einen anderen Tarifvertrag.
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Auch in fünf weiteren Bundesländern wird der Nahverkehr bestreikt: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bremen. Die Arbeitsniederlegungen werden voraussichtlich den gesamten Tag über andauern – von Betriebsbeginn bis Betriebsende, erklärte die Gewerkschaft Verdi.
Auch in der kommenden Woche Streiks
Weil auch die zweite Verhandlungsrunde nicht erfolgreich war, hat Verdi auch für die kommende Woche Streiks angekündigt: Am Dienstag seien Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aufgerufen, in den Warnstreik zu gehen, teilte Verdi am Freitag mit.
Treffen werde das die Landkreise Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg, die Stadt Darmstadt und beim den Kreis Bergstraße. Es sind auch Kundgebungen in Groß-Gerau, Darmstadt und Heppenheim geplant. In welchen Bereichen gestreikt werden soll, teilte Verdi nicht mit.
Die stellvertretende Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Südhessen, Karin Harder, sagte am Freitag, es gebe keine Bereitschaft der Arbeitgeberseite, über die Themen zu verhandeln. "Wertschätzung sieht anders aus." Die Belastung steige, dafür gebühre den Beschäftigten eine angemessene Lohnerhöhung.
Stilles Gedenken nach Anschlag
Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst laufen bereits seit Tagen. Zuletzt war am Donnerstag in mehreren hessischen Kommunen bei den Energieversorgern oder auch in Kitas, Schwimmbädern, Jobcentern und anderen Behörden gestreikt worden.
Wegen des Anschlags auf eine Verdi-Kundgebung vergangene Woche in München mit zwei Toten und mindestens 37 Verletzten verliefen die Protestaktionen der Gewerkschaften ruhig. Eine Mutter und ihr Kleinkind waren gestorben, nachdem ein Mann ein Auto in eine Streikkundgebung gesteuert hatte.
"Trotz dieses ungeheuerlichen Anschlags wollen wir unser Grundrecht, für besseren Lohn zu streiten und einzustehen, weiter ausüben", sagte Marcel Schmelz, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Wiesbaden. Aus Respekt vor den Opfern wurde in den vergangenen Tagen aber auf Trillerpfeifen und Musik bei den Kundgebungen verzichtet.
Kommende Woche Streiks in Homberg (Efze) und Rüsselsheim
Eine Tarifeinigung blieb bisher aus, die zweite Tarifrunde blieb ohne Annäherung. Volker Geyer, Verhandlungsführer des Beamtenbunds dbb, kündigte an, in den kommenden drei Wochen bundesweit weitere Warnstreiks und Protestaktionen zu organisieren. "Anders kriegen wir die Arbeitgebenden offensichtlich nicht aus ihrer Blockadehaltung."
So sollen am Montag die Beschäftigten der Kommunen und Verwaltungen im Schwalm-Eder-Kreis streiken, darunter auch die Mitarbeitenden des Jobcenters Schwalm-Eder. Ein Streik in Homberg (Efze) sei "durchaus etwas Besonderes", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Repenning, da hier sonst wenig gestreikt werde. Der Warnstreik sei jedoch von den örtlichen Ehrenamtlichen stark eingefordert worden. In Homberg (Efze) ist für Montagvormittag außerdem ein Demonstrationszug vom Dienstleistungszentrum auf den Marktplatz geplant.
Am Dienstag und Mittwoch kommender Woche sollen dann laut Verdi die städtischen Einrichtungen in Rüsselsheim bestreikt werden. Auch Kitas und schulische Betreuungsangebote sind davon betroffen.
Verhandlungen für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte
Gewerkschaften, Bund und Kommunen ringen aktuell um Löhne und Arbeitszeit für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte. Die Gewerkschaften wollen ein Lohnplus von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich durchsetzen. In besonders belastenden Jobs wie im Gesundheitsbereich soll es höhere Zuschläge geben. Außerdem wollen die Gewerkschaften drei zusätzliche freie Tage aushandeln.
Betroffen sind Erzieherinnen, Krankenpfleger, Busfahrerinnen und Feuerwehrleute sowie zahlreiche weitere Berufsgruppen. Der Großteil ist nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) beschäftigt, üblicherweise wird der Abschluss aber später auch auf Beamtinnen und Beamte des Bundes übertragen. Nicht betroffen sind Beschäftigte der Länder. Für sie wird separat verhandelt.
Bereits in der vergangenen Woche hatte es einen Verdi-Warnstreik gegeben. Im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen waren rund 5.500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes auf die Straße gegangen.