Ausfälle auch am Dienstag befürchtet Frankfurter Flughafen durch Verdi-Streik lahmgelegt
Der Warnstreik der Gewerkschaft Verdi hat am Montag für Stillstand am Frankfurter Flughafen gesorgt. Über 1.000 Flüge mussten annulliert werden. Auch am Dienstag könnte es noch Ausfälle und Verspätungen geben.

Gleich zwei Warnstreiks legten am Montag den Flugverkehr in Frankfurt lahm. Kein Passagierflugzeug werde den Flughafen verlassen, teilte ein Sprecher der Verkehrsleitung am Morgen mit. Von 1.116 Starts und Landungen mit zusammen rund 150.000 Passagieren wurden nahezu alle annulliert.
Grund sind die massiven Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi im öffentlichen Dienst, darunter fallen am Airport unter anderem die Flughafen-Feuerwehr und die Gepäckabfertigung. Dem bereits am Freitag angekündigten Ausstand schlossen sich auch Beschäftigte der Luftsicherheitsbereiche an. Flughafenbetreiber Fraport hatte Passagieren im Vorfeld bereits dringend geraten, gar nicht erst zum Flughafen zu kommen.
Die Fluggesellschaften streben für Dienstag einen möglichst reibungslosen Neustart an. Flugzeuge würden entsprechend positioniert und Dienstpläne angepasst, teilte Lufthansa mit. Doch zu Tagesbeginn könnte es noch ruckeln. Der Flugbetrieb werde sich aber im Laufe des Tages normalisieren, sagt ein Sprecher des Frankfurter Betreibers Fraport.
Gestrandete Passagiere werden versorgt
Nach Angaben des Verdi-Landesfachbereichsleiters für Verkehr, Mathias Venema, waren am Morgen kaum Passagiere am Frankfurter Flughafen. Offensichtlich hätten die Menschen wahrgenommen, dass im Tagesverlauf keine Flüge von Frankfurt abheben.
Einige Passagiere aus dem Nicht-Schengen-Raum befanden sich im Transitbereich des Flughafens. Diese würden dort versorgt, wie eine Fraport-Sprecherin mitteilte. Insgesamt war es auf dem Flughafen sehr ruhig.

Busse zum Flughafen Frankfurt-Hahn
Laut des Sprechers der Verkehrsleitung gibt es nur einige Ankünfte von Flugzeugen - teils mit Passagieren, teils leer. Einige wenige Passagiere kamen trotz der flächendeckenden Streiks an ihr Ziel, weil Fluggesellschaften einige Flüge an nicht bestreikte Flughäfen in der Nachbarschaft verlagern konnten.
Am Flughafen Frankfurt-Hahn starteten auf einmal Jets der Lufthansa-Tochter Discover zu Überseezielen, nachdem die Passagiere aus Frankfurt mit dem Bus dorthin gefahren wurden. Eine Übersicht der Ankünfte am Frankfurt Airport gibt es hier.
Reger Betrieb an der Brötchen-Theke
In manchen Geschäften am Flughafen war trotzdem Betrieb. "Es ist nicht weniger los als sonst", erzählte die Mitarbeiterin einer Bäckerei. Schließlich würden sich auch die Flughafen-Mitarbeiter sowie die Streikenden mit Verpflegung eindecken.
Ein Passagier aus Österreich erzählte, dass er für seinen Flug in die Karibik nach Barbados nun für einen Ersatzflug mit dem Bus nach Frankfurt Hahn gebracht werde. Obwohl seine Reisezeit sich dadurch um etwa einen halben Tag verlängert, zeigte er Verständnis für den Streik: "Das ist natürlich ärgerlich, aber man muss es hinnehmen."
Flug nach Frankfurt ohne Gepäck
Auch Passagiere aus Leipzig sind zunächst zum Frankfurter Flughafen gereist - "mit dem ICE, weil unser Flug nach Frankfurt gestrichen wurde", wie einer der Reisenden erklärte. "Jetzt müssen wir hier in Frankfurt einchecken und fahren dann weiter. Unser Flug nach Mexiko startet in Frankfurt Hahn."
Ein Reisender aus Kapstadt konnte zwar am Morgen noch in seinem Flieger in Frankfurt landen - allerdings ohne Gepäck, wie er dem hr schilderte. "Vermutlich weil bekannt war, dass hier gestreikt wird und die Gepäckabfertigung geschlossen ist." Nun müsse er seine weitere Heimreise ohne Gepäck antreten und hoffe, dass es in den nächsten Tagen nachgeliefert werde.

Deutschlandweit gehen nur wenige Flüge
Da auch an den Flughäfen in Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München gestreikt wird, dürften deutschlandweit nur wenige Flieger abheben. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.
Dem Flughafenverband ADV zufolge sind deutschlandweit mindestens 3.500 Flüge ausgefallen und 560.000 Passagiere nicht an ihr Ziel gekommen. Die meisten verbliebenen Flugbewegungen waren Überflüge ohne Start oder Landung in Deutschland.
Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn
Die Gewerkschaft Verdi fordert in den Tarifverhandlungen des öffentlichen Diensts von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber legten bisher kein konkretes Angebot vor.
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit sowie die freie Arztwahl bei den regelmäßigen verpflichtenden ärztlichen Eignungsuntersuchungen der Beschäftigten.
Die im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) organisierten Arbeitgeber kritisierten die Warnstreikausweitung: "Die nun angesetzten Streikmaßnahmen an 13 Flughäfen sind nicht zielführend und unterstreichen lediglich die Maßlosigkeit seitens der Gewerkschaften, mit der wir auch in dieser Verhandlungsrunde wieder einmal konfrontiert werden", sagte BDLS-Verhandlungsführer Christian Huber.
Gestreikt wird am Montag außerdem auch am Klinikum Höchst (OP und Anästhesie), dem Klinikum Hanau, dem Betriebshof Bad Homburg Bauhof, der Technischen Verwaltung Hanau, dem Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen Darmstadt und dem Kommunalen IT-Dienstleister Ekomm 21. Bereits am Sonntagabend streikten in Frankfurt die städtischen Bühnen. Mehrere Aufführungen fielen nach Angaben von Verdi aus.