Öffentlicher Dienst Streiks in Kitas – 4.000 Teilnehmer bei Kundgebungen

Die Gewerkschaft Verdi bestreikt heute Kitas und andere Einrichtungen. Aufgerufen zum Ausstand sind Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst - wo genau, finden Sie hier.

Eine Kundgebungsteilnehmerin trägt bei einem Streik die Aussage „Ganz logisch: Keine Erzieher- Keine Kita!!!“ auf dem Rücken über einer Weste der Gewerkschaft GEW.
Teilnehmerin einer Kundgebung am Freitag in Wiesbaden. Bild © picture-alliance/dpa
Videobeitrag

Demozug durch Marburg: Warnstreiks im öffentlichen Dienst

Demoteilnehmer mit Verdi-Westen am Erwin-Piscator-Haus in Marburg
Bild © Anna Spiess (hr)
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Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi ihre Warnstreiks am Freitag fortgesetzt. Nach Angaben einer Sprecherin wird seit dem Start der Frühschicht am Morgen in Dutzenden Einrichtungen gestreikt, darunter Kitas, Jugend- und Sozialämter ebenso wie Kliniken, Pflege- und soziale Einrichtungen.

Betroffen sind vor allem Eltern von Kita-Kindern, aber auch Kliniken und soziale Einrichtungen. In Wiesbaden bleiben nach Angaben der Stadt unter anderem auch einige Betreuende Grundschulen geschlossen.

Hier wird gestreikt

Eine Übersicht der Einrichtungen, die laut Verdi betroffen sein werden, finden Sie hier - geordnet nach Regionen:

Frankfurt, Offenbach und Region I Darmstadt I Wiesbaden I Osthessen I Mittelhessen I Nordhessen

Frankfurt, Offenbach und Region:

  • Sozial- und Erziehungsdienst des Main-Taunus-Kreises, des Hochtaunuskreises, des Wetterau-Kreises
  • Kitas der Stadt Frankfurt/Eigenbetrieb 48
  • Jugend- und Sozialamt Frankfurt
  • Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe in Frankfurt
  • Kitas und Horte im Landkreis Offenbach
  • Eigenbetrieb Kita Offenbach
  • ASB Lehrerkooperative
  • AWO Kreisverband Frankfurt
  • AWO Perspektiven
  • Frankfurter Verein für soziale Heimstätten
  • Oberurseler Werkstätten
  • Praunheimer Werkstätten
  • Verein Arbeits- und Erziehungshilfe
  • Verein zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderung VzF Taunus
  • Jugend- und Sozialamt und Kommunale Kinder-, Jugend- und Familienhilfe in Frankfurt
  • Kitas und Horte im Landkreis Offenbach
  • Eigenbetriebe Kindertagestätten Offenbach am Main
  • Jugendamt Stadt Offenbach am Main und
  • Sozialamt Stadt Offenbach am Main

Darmstadt:

  • Beschäftigte des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes Darmstadt und Südhessen
  • AWO family Darmstadt-Dieburg
  • AWO Solidarität Darmstadt
  • AWO Perspektiven in Südhessen
  • AWO OV Viernheim

Wiesbaden:

  • Kitas der AWO Wiesbaden
  • Tarifbeschäftigte der Sozialarbeit und der Kindertagesstätten der Stadt Wiesbaden (betroffen sind folgende Kitas: Rosel-und-Josef-Stock, Geschwister-Stock-Platz 1, Klarenthal, Schlangenbader Straße, Galatea-Anlage und Karl-Arnold-Straße)
  • AWO Perspektiven Rheingau und Südhessen
  • HELIOS HSK Wiesbaden
  • Lebenshilfe Rheingau-Taunus e.V.
  • Lebenshilfe Limburg-Diez e.V.
  • AWO Wiesbaden
  • St. Vincenz
  • Vitos Rheingau
  • Vitos Weilmünster 
  • Betreuende Grundschulen (Riederbergschule, Krautgartenschule und Friedrich-vom-Schiller-Schule)
  • Eingeschränkter Notbetrieb bis 15 oder 16 Uhr in Schulen (Anton-Gruner-Schule, Grundschule Sauerland, Brüder-Grimm-Schule)

Osthessen:

  • Kitas und Sozial- und Erziehungsbereiche der Städte und Gemeinden der Landkreise Main-Kinzig-Kreis, Vogelsbergkreis, Fulda und Hersfeld-Rotenburg
  • Eigenbetrieb Kindertagesbetreuung der Stadt Hanau 
  • Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. BWMK

Mittelhessen:

  • die Lebenshilfen Wetzlar-Weilburg
  • das Lebenshilfewerk Marburg-Biedenkopf
  • Lebenshilfe Gießen e.V. (mit Töchtern Kindertagesstätten gGmbH und Ambulanter Pflegedienst)
  • Lebenshilfe Dillenburg
  • die Blindenstudienanstalt
  • verschiedene AWO-Dienststellen
  • das Kinderzentrum Weißer Stein (Marburg-Wehrda)
  • die städtischen Kitas in Marburg
  • Profile (Gießen)

Nordhessen:

  • Klinikum Kassel
  • Gesundheit Nordhessen Holding AG
  • ökomed (Klinikum Kassel)
  • Rehazentrum Gesundheit Nordhessen
  • Casalis Facilitiy Service GmbH (Kassel)
  • Emstaler Verein (Wolfhagen)
  • Ludwig-Noll-Verein
  • Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg
  • Stadtkrankenhaus Korbach
  • Vitos Kurhessen
  • Vitos Haina
  • Klinikum Werra-Meißner (Eschwege)
  • Beschäftigte des kommunalen Sozial- und Erziehungsdienstes in Nordhessen

Fast 4.000 Menschen bei Kundgebungen

In Offenbach, Darmstadt, Wiesbaden, Marburg und Kassel fanden am Freitag außerdem Demonstrationen und Kundgebungen statt. In Kassel zogen nach Verdi-Angaben rund 1.000 Protestierende vom Klinikum zum Opernplatz.

In Wiesbaden fand am Morgen eine Kundgebung mit etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der Marktkirche statt. In Marburg trafen sich 450 Streikende am Marktplatz und zogen zum Erwin-Piscator-Haus.

In Darmstadt startete der Demonstrationszug mit rund 500 Menschen durch die Innenstadt um 10 Uhr, anschließend war eine Kundgebung auf dem Friedensplatz geplant. In Offenbach wurde am Vormittag vor dem Rathaus demonstriert. Laut Verdi nahmen 1.500 Menschen teil.

Streik am Equal Pay Day

Verdi rief die Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdients am Freitag bundesweit zu Streiks auf. Dazu zählen zahlreiche Berufsgruppen, unter anderem Erzieherinnen, Sozialarbeiter und Beschäftigte in der Behindertenhilfe.

Anlass für den Warnstreiktag sind laut Verdi – neben der fehlenden Annäherung in den Tarifverhandlungen – der Equal Pay Day und der Frauentag am 7. bzw. 8. März. Denn im öffentlichen Dienst arbeiteten in der Pflege, in Kitas und in der Sozialen Arbeit mehrheitlich Frauen, erklärte Verdi.

"Angemessene Bezahlung für typisch weibliche Berufe"

"Es ist an der Zeit, dass Frauen für ihre unverzichtbare Arbeit gerecht entlohnt werden", so die stellvertretende Vorsitzende Christine Behle. "Wir fordern nicht nur eine angemessene Bezahlung für typisch weibliche Berufe, sondern auch strukturelle Änderungen, die faire Arbeitsbedingungen ermöglichen."

Die aktuellen Forderungen seien wichtige Schritte zur Überwindung der Lohnunterschiede und ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in diesen Berufen.

Bereits am Donnerstag wurde in kommunalen Krankenhäusern und Pflegeheimen gestreikt. Kranke und Pflegebedürftige mussten sich auf Einschränkungen einstellen.

Das fordert Verdi für die Beschäftigten

Verdi fordert eine Tariferhöhung um acht Prozent, mindestens aber eine Erhöhung der Vergütung von 350 Euro monatlich und höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten.

Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Es soll zudem ein "Meine-Zeit-Konto" eingerichtet werden über das Beschäftigte selbst verfügen können.

Die nächste Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern ist für den 14. bis 16. März in Potsdam geplant. Mitte Februar hatte es keine Annäherung gegeben. Verhandelt wird für insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Die Arbeitgeber haben die Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen.

Redaktion: Tanja Stehning

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe