Tarifstreit im öffentlichen Dienst Verdi ruft zum Warnstreik im Nahverkehr auf
In Frankfurt, Wiesbaden und Kassel stehen am Freitag große Teile des Nahverkehrs still. Verdi ruft Beschäftigte im öffentlichen Dienst zu ganztägigen Warnstreiks auf. Pendler müssen sich auf erhebliche Verzögerungen und Ausfälle einstellen.
Wegen der für Freitag angekündigten Warnstreiks müssen sich Pendler wieder auf Probleme im öffentlichen Nahverkehr einstellen. In Wiesbaden trifft es den Busverkehr, in Frankfurt werden Straßenbahnen und U-Bahnen der VGF bestreikt und in Kassel die Straßenbahnen und Busse der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG).
"In den genannten Städten ist mit starken Einschränkungen des ÖPNV zu rechnen", teilte Verdi Hessen mit. Die Aktionen sollen ganztags von Betriebsbeginn bis Betriebsende dauern.
S-Bahnen und Busse fahren
In Frankfurt fahren allerdings S-Bahnen, Regionalbahnen und Busse. Denn nur U-Bahnen und Trams gehören zur VGF, die bestreikt wird. S- und Regionalbahnen werden von der Deutschen Bahn betrieben, Busse fallen unter einen anderen Tarifvertrag.
Auch in fünf weiteren Bundesländern wird der Nahverkehr bestreikt: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bremen. Die Arbeitsniederlegungen werden voraussichtlich den gesamten Tag über andauern – von Betriebsbeginn bis Betriebsende, erklärte die Gewerkschaft Verdi.
Warnstreiks am Donnerstag
In mehreren Kommunen waren am Donnerstag die Warnstreiks im öffentlichen Dienst fortgesetzt worden: Neben den kommunalen Energieversorgern zum Beispiel in Frankfurt, Hanau und Gießen wurden in Stadt und Landkreis Offenbach auch Kitas, Jobcenter und Behörden bestreikt. In Kassel blieben das Auebad und das Hallenbad Süd geschlossen.
Außerdem waren am Donnerstag die Beschäftigten dieser hessischen Unternehmen zum Streik aufgerufen:
- Mainova AG (Frankfurt)
- OsthessenNetz GmbH (Fulda)
- RhönEnergie Fulda GmbH
- Die Stadtwerke Marburg GmbH
- Stadtwerke Gießen AG
- Städtische Werke AG (Kassel)
- ESWE Versorgungs-AG (Wiesbaden)
- Stadtwerke Hanau GmbH
Stiller Protest wegen des Anschlags in München
Wegen des Anschlags auf eine Verdi-Kundgebung vergangene Woche in München mit zwei Toten und mindestens 37 Verletzten sollten die Streiks ruhig verlaufen. Eine Mutter und ihr Kleinkind waren gestorben, nachdem ein Mann ein Auto in eine Streikkundgebung gesteuert hatte.
"Trotz dieses ungeheuerlichen Anschlags wollen wir unser Grundrecht, für besseren Lohn zu streiten und einzustehen, weiter ausüben", sagte Marcel Schmelz, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Wiesbaden. Aus Respekt vor den Opfern wurde in den vergangenen Tagen aber auf Trillerpfeifen und Musik bei den Kundgebungen verzichtet.
Bisher keine Annäherung bei Tarifrunde
Eine Tarifeinigung blieb bisher aus, die zweite Tarifrunde blieb ohne Annäherung. Volker Geyer, Verhandlungsführer des Beamtenbunds dbb, kündigte an, in den kommenden drei Wochen bundesweit weitere Warnstreiks und Protestaktionen zu organisieren. "Anders kriegen wir die Arbeitgebenden offensichtlich nicht aus ihrer Blockadehaltung."
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Verhandlungen für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte
Gewerkschaften, Bund und Kommunen ringen aktuell um Löhne und Arbeitszeit für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte. Die Gewerkschaften wollen ein Lohnplus von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich durchsetzen. In besonders belastenden Jobs wie im Gesundheitsbereich soll es höhere Zuschläge geben. Außerdem wollen die Gewerkschaften drei zusätzliche freie Tage aushandeln.
Betroffen sind Erzieherinnen, Krankenpfleger, Busfahrerinnen und Feuerwehrleute sowie zahlreiche weitere Berufsgruppen. Der Großteil ist nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) beschäftigt, üblicherweise wird der Abschluss aber später auch auf Beamtinnen und Beamte des Bundes übertragen. Nicht betroffen sind Beschäftigte der Länder. Für sie wird separat verhandelt.
Bereits in der vergangenen Woche hatte es einen Verdi-Warnstreik gegeben. Im Rhein-Main-Gebiet und Südhessen waren rund 5.500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes auf die Straße gegangen.