Warnung an Passagiere Verdi-Warnstreiks legen Frankfurter Flughafen am Montag lahm

Zwei Warnstreiks von Verdi werden den Flugverkehr am Frankfurter Flughafen am Montag massiv treffen. Abflüge werden laut Fraport nicht möglich sein. Die Gewerkschaft rät Reisenden: Kommen Sie erst gar nicht!

Fast menschenleer ist das Terminal 2 am Frankfurter Flughafen.
Leeres Terminal: Am Frankfurter Flughafen sollen am Montag keine Flüge stattfinden. Bild © picture-alliance/dpa

Wegen gleich zwei Warnstreiks am Frankfurter Flughafen müssen sich Passagiere am Montag auf massive Flugausfälle einstellen. Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind nach Angaben von Fraport wegen der Streiks ausgesetzt.

"Der Betrieb am Frankfurter Flughafen wird am Montag ruhen. Daher ist davon abzuraten, dorthin zu kommen", teilte die Gewerkschaft Verdi Hessen am Samstag mit.

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Auch Umsteigeverkehre sind demnach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Auswirkungen betroffen und können nicht stattfinden. Betroffene Transferpassagiere sollen den Flugstatus auf der Internetseite ihrer jeweiligen Airline prüfen.

Viele Bereiche betroffen

Bereits am Freitag war bekannt geworden, dass es am Frankfurter Flughafen zu Streiks bei Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und der Bodenverkehrsdienste kommt. Darunter fallen etwa die Flughafenfeuerwehr und die Gepäckabfertigung.

Nun sind auch Beschäftigte der Luftsicherheit zum Streik aufgerufen worden. Das teilte Verdi am Samstag mit. Dabei handelt es sich um Beschäftigte, die in der Fluggastkontrolle, der Personal-, Waren- und Frachtkontrolle sowie in Service-Bereichen tätig sind.

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Damit wird der Flugbetrieb faktisch eingestellt. Laut Fraport waren für Montag eigentlich etwa 1.170 Flugbewegungen mit mehr als 150.000 Passagieren geplant.

Der 24-Stunden-Streik soll nach Verdi-Angaben in beiden Fällen in der Nacht zum Montag um 0 Uhr beginnen und bis 23.59 Uhr andauern. Die beiden Tarifkonflikte seien unabhängig voneinander.

Weitere Informationen

Welche Rechte habe ich, wenn mein Flug wegen des Warnstreiks ausfällt?

  • Bei streikbedingtem Flugausfall oder einer Verspätung von mehr als drei Stunden muss die Fluggesellschaft Reisenden eine alternative Beförderung zum Ziel anbieten. Oft werden sie automatisch auf einen anderen Flug umgebucht. Oder die Airline bietet an, das Flugticket in eine Bahnfahrkarte umzuwandeln. Das passiert vor allem bei gestrichenen Flügen innerhalb Deutschlands.
  • Hängen Passagiere streikbedingt länger am Flughafen fest, müssen Fluggesellschaften Betreuungsleistungen erbringen, etwa in Form von Gastronomiegutscheinen für Getränke und Snacks vor Ort. 
  • Laut Verordnung des europäischen Parlaments ist bei Verspätungen ab drei Stunden am Zielort sowie kurzfristigen Flugabsagen unter gewissen Voraussetzungen Ausgleichszahlungen von 250 bis 600 Euro pro Passagier vorgesehen. 
  • Ob Passagiere diese Gelder bei Flugproblemen infolge eines Warnstreiks einfordern können, hängt vereinfacht gesagt davon ab, wer konkret streikt. Sind wie am Montag Teile des Flughafenpersonals in einem Warnstreik, sind die Aussichten auf Entschädigungen eher schlecht. Anders kann der Fall liegen, wenn Mitarbeitende einer Airline streiken. Der Anspruch auf Ersatzbeförderung besteht in jedem Fall und unabhängig davon, ob Passagieren auch eine Entschädigungszahlung zusteht.
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Kundgebung am Montagmorgen

Verdi-Landesfachbereichsleiter öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr, Mathias Venema, sagte am Freitag, der Streik sei nötig, damit das "Signal der Entschlossenheit der Beschäftigten bei den Arbeitgebern ankommt und sie uns endlich ein Angebot vorlegen".

Auch ein größerer Teil des Personals beim einstmals kommunalen Flughafenbetreiber Fraport wird noch nach den Tarifregeln des öffentlichen Dienstes bezahlt. Die Streikenden sollen sich am Montag um 9 Uhr zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration über den Airportring zum Terminal treffen.

Betroffen von den Ausständen sind neben dem Frankfurter Airport nahezu alle deutschen Flughäfen: München, Stuttgart, Köln/Bonn, Düsseldorf, Düsseldorf-Weeze, Dortmund, Hannover, Bremen, Hamburg, Berlin-Brandenburg, Stuttgart, Karlsruhe/Baden-Baden und Leipzig-Halle.

Das sind die Forderungen

Die Forderungen bei den beiden Streiks unterscheiden sich. Für die Beschäftigten der Luftsicherheit möchte Verdi unter anderem 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit, eine Erhöhung der Jahressonderzahlung auf 50 Prozent, die freie Arztwahl bei den regelmäßigen Eignungsuntersuchungen und die Einschränkung der Dauer der befristeten Beschäftigung.

"Mit ihren Warnstreiks am Montag werden die Beschäftigten zeigen, dass sie es ernst meinen mit der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 26. März statt.

Hintergrund des zweiten Streiks ist der aktuelle Tarifkonflikt für Beschäftigte bei Bund und Kommunen, wo es bislang zwei ergebnislose Entgeltrunden gab. Verdi wirft den Arbeitgebern vor, noch kein Angebot vorgelegt zu haben, das den Forderungen der Beschäftigten gerecht werde. 

Verdi fordert acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat sowie höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Außerdem verlangt die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen soll am 14. März in Potsdam stattfinden.

Warnstreiks in Kliniken und Kitas

Die Warnstreikwelle hatte am Donnerstag kommunale Krankenhäuser und Pflegeheime getroffen. In Hessen waren zahlreiche Einrichtungen betroffen. Am Freitag beteiligten sich laut Verdi etwa 3.750 Menschen in Hessen am Streik, vor allem aus Kitas und Sozialeinrichtungen.

In der kommenden Woche ist nicht nur der Flughafen vom Verdi-Ausstand betroffen - die Gewerkschaft kündigte am Freitag eine Streik-Offensive für Hessen an.

Redaktion: Clarice Wolter und Michelle Goddemeier

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de, AFP, dpa/lhe