Verkauf an Beteiligungsunternehmen Buderus Edelstahl in Wetzlar bekommt neuen Besitzer

Buderus Edelstahl in Wetzlar ist verkauft: Das einzige Stahlwerk in Hessen wird vom Beteiligungsunternehmen Mutares übernommen. Nun drohen Einsparungen beim Personal.

Werksgebäude von außen. An der Fassade ein Schriftzug "Buderus - Edelstahl"
Buderus Edelstahl in Wetzlar. Bild © Marit Tesar (hr)
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Der österreichische Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine hat den Verkauf seiner deutschen Tochter Buderus Edelstahl abgeschlossen. Käuferin des Unternehmens in Wetzlar (Lahn-Dill) ist die deutsche Beteiligungsgesellschaft Mutares, wie Voestalpine am Mittwoch mitteilte.

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Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden stehe noch aus.

Kostenstruktur soll "verschlankt" werden

Mit dem Verkauf von Buderus Edelstahl will Voestalpine demnach den Produktionsanteil im Werkzeugstahl und Edelbaustahl reduzieren. Dieser Bereich gerate aufgrund der steigenden Konkurrenz durch außereuropäische Mitbewerber zunehmend unter Preisdruck, teilte Voestalpine mit.

Mutares ist eine weltweit agierende Holding, die Unternehmen in Umbruchsituationen kauft, um sie später wieder zu verkaufen. Mutares will eigenen Angaben vom Mittwoch zufolge die Fertigungsprozesse in Wetzlar optimieren und die Kostenstruktur verschlanken.

Betriebsrat: "Standortschließung schlimmere Option"

"Entsprechend der aktuellen Situation bei Buderus Edelstahl werden wir bei einer möglicherweise notwendigen Reduktion des Personalstandes für die betroffenen Mitarbeitenden einen entsprechenden Sozialplan mit der Belegschaftsvertretung ausverhandeln", hieß es in einer Mitteilung von Mutares.

Nach Jahren der Umstrukturierung drohen bei Buderus nun Personaleinschnitte. Stefano Di Lena, Betriebsratschef bei Buderus Edelstahl, ist trotzdem verhalten optimistisch. "Es wurde Zeit, dass endlich ein Käufer gefunden wurde, der in der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine Stahlbude kauft", sagte er im Gespräch mit dem hr. Die schlimmere Option wäre eine Standortschließung gewesen, betonte er.

Käufer hat sich "vernünftig vorgestellt"

Die Belegschaft habe sich einen Käufer gewünscht, der mit dem Thema Stahl anders verbunden sei, doch dieser habe sich am Mittwoch in einer Mitarbeiterversammlung "ganz vernünftig vorgestellt", sagte er.

Weh tue die Ansage eines Personalabbaus schon in der Pressemeldung zum Kauf. Er hoffe, dass auch Instrumente wie Kurzarbeit berücksichtigt würden. In der Vergangenheit seien Fachkräfte entlassen worden, deren Wissen später teuer wieder eingekauft werden musste. Auch tarifliche Errungenschaften dürften "nicht flöten gehen".

IG Metall: "Pressemitteilung ist eine Kampfansage"

Stefan Sachs, Geschäftsführer der IG Metall Mittelhessen, ist alarmiert. Unternehmensverkäufe an sich seien nichts Schlechtes, sagte er dem hr. "Wenn man sich nun aber das Geschäftsmodell von Private-Equity-Unternehmen anguckt, dann heißt das: versilbern und wieder verkaufen, was für unsere Seite keine sehr gute Nachricht ist."

Die Mitteilung von Mutares sei klar zu verstehen, ergänzte er. "Wenn man als Unternehmen schon in die Pressemitteilung schreibt, dass man einen Sozialplan machen will, obwohl das Unternehmen noch gar nicht final gekauft hat, dann ist das nicht nur keine gute Nachricht, sondern eine Kampfansage an die IG Metall und an die Beschäftigten."

Sollte der neue Besitzer die Tarifbindung "schleifen" wollen oder die Arbeitsbedingungen verschlechtern, sei das sogar eine "Kampfansage XXL", betonte Sachs.

362 Millionen Euro Umsatz

Aktuell beschäftigt Buderus Edelstahl 1.130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen stellt hochwertigen Stahl für Anlagen, Maschinen oder auch Fahrzeuge her. Im Geschäftsjahr 2023/24 erwirtschaftete das fast 300 Jahre alte Traditionsunternehmen, das seit 2007 zum österreichischen Konzern gehört, einen Umsatz von 362 Millionen Euro.

Das deutlich gebremste Autogeschäft in Deutschland macht Voestalpine nach eigenen Angaben zu schaffen. Zuletzt wurde ein Werk in Rheinland-Pfalz geschlossen und eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2024/25 veröffentlicht - also die Ankündigung, dass der Gewinn geringer ausfallen wird als zunächst prognostiziert.

Redaktion: Sonja Fouraté und Marc Klug

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe