Verkauf abgeschlossen Opel gehört jetzt zu PSA
Der Verkauf von Opel an den französischen Autokonzern PSA ist abgeschlossen. Opel-Chef Lohscheller sprach von einem "historischen Tag". Innerhalb von 100 Tagen muss nun ein Sanierungsplan für den Rüsselsheimer Autobauer her.
Der Zusammenschluss von Opel und Vauxhall mit dem französischen Autobauer Peugeot ist perfekt. Der französische PSA-Konzern gab am Dienstag (01.08.2017) den Abschluss der im März angekündigten Übernahme der ehemaligen General-Motors-Tochter bekannt. Die Verträge mit dem Verkäufer GM seien abgeschlossen, teilte auch Opel in Rüsselsheim mit.
100 Tage für Sanierungsplan
Opel hat nun 100 Tage Zeit, um einen Plan für die Restrukturierung des Europa-Geschäfts vorzulegen. Die Sanierung will PSA-Chef Carlos Tavares dem deutschen Management überlassen. Die Neuaufstellung werde nicht von Paris aus gesteuert, hatte Tavares stets betont. Der Sanierungsplan - das Unternehmen selbst spricht von einem "Performance-Plan" - wird unter Aufsicht des neuen Opel-Chefs Michael Lohscheller erstellt. "Wir haben uns selbst das klare Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 wieder profitabel zu sein", sagte Lohscheller. Bis 2026 soll die Gewinnspanne auf sechs Prozent ansteigen.
Die Franzosen schätzen die Synergien der gemeinsamen Gesellschaft im Schnitt auf 1,7 Milliarden Euro im Jahr. PSA will mit der 2,2 Milliarden Euro schweren Übernahme von Opel näher an Europa Branchenprimus Volkswagen heranrücken. GM hatte die Kosten für den Verkauf auf 5,5 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) beziffert, weil GM noch Pensionsverpflichtungen für die Mitarbeiter übernimmt.
Opel-Chef: "Ein historischer Tag"
Opel-Chef Michael Lohscheller sprach von einem "historischen Tag". "Nach 88 Jahren bei General Motors schlagen wir nun ein neues Kapitel in unserer Geschichte auf", sagte Lohscheller. Der bisherige Vorstandschef Karl-Thomas Neumann verlässt das Unternehmen. Für seinen Nachfolger Lohscheller kommt der bisherige PSA-Controller Philippe de Rovira als Finanzchef in den Vorstand. Auch drei neue Bereichsvorstände wurden berufen.
Opel hatte seit 1929 zu General Motors gehört und war zeitweise der größte Autobauer in Deutschland. Seit 1999 hatten die Rüsselsheimer mit ihrer britischen Schwestermarke Vauxhall allerdings keinen operativen Jahresgewinn mehr abgeliefert.
"Opel bleibt deutsch und Vauxhall bleibt britisch. Sie ergänzen unser bestehendes Portfolio aus den französischen Marken Peugeot, Citroën und DS Automobiles perfekt", erklärte Tavares. Es entstehe ein "europäischer Champion". Die EU-Kommission hat der seit März verhandelten Übernahme kartellrechtlich zugestimmt.
Landesregierung zuversichtlich
Die Landesregierung begrüßte den Opel-Verkauf. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte, er sei zuversichtlich, dass der nun zweitgrößte Autokonzern Europas bei der Gestaltung der Mobilität eine wichtige Rolle einnehmen werde.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) ergänzte, für Opel ergäben sich durch die Übernahme - neben allen Unsicherheiten für die Belegschaft - auch neue Perspektiven. Nämlich dann, wenn PSA Opel als Premiummarke etabliere. Unter Premium versteht der Grünen-Minister nicht größer und PS-stärker, sondern eher elektromobil, vernetzt und autonomer. Auch Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) schrieb auf Twitter, für Opel und den Standort Rüsselsheim sei der Verkauf eine Chance.
Für Belegschaft beginnt das Zittern
Für die Belegschaft von Opel beginnt nun das große Zittern, denn ein noch unbekannter Anteil der rund 38.000 Arbeitsplätze an den zehn europäischen Opel-Standorten steht nun auf dem Spiel. Neben dem Abbau doppelter Zentralfunktionen auch bei Vertrieb oder Marketing sind zudem Einschnitte im Produktionsverbund denkbar.
Der Gesamtbetriebsrat von Opel begrüßte, dass die "Phase des Übergangs" mit dem Verkauf abgeschlossen worden sei. Die Arbeitnehmervertreter hatten den Verkauf unterstützt und durchgesetzt, dass die Tarifverträge in Kraft bleiben und GM-Produktionszusagen festgeschrieben wurden. Im Hinblick auf den Sanierungsplan lehnt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Wolfgang Schäfer-Klug Werkschließungen und kostspielige Abfindungsprogramme ab. Lohscheller kündigte an, die neue Strategie in "enger Abstimmung mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften" anzugehen.