Verwahrloste Wohnblocks in Borken "Bei Regen läuft das Wasser in Strömen an den Wänden runter"
Feuchte Wohnungen, Schimmel an Wänden, Müll vor der Haustür: In Borken verwahrlosen mehrere Wohnblocks seit Jahren. Die Eigentümer wechseln ständig und sind kaum erreichbar. Bewohner und Stadt sind ratlos.
Kein heißes Wasser, keine Heizung, Schimmel an den Wänden: Lava Allouto wohnt mit ihren Eltern und zwei Geschwistern in einem der Wohnblöcke zwischen Habichtswaldstraße und Scheibenweg in Borken (Schwalm-Eder). Ihr Wasser hat die Familie lange Zeit im Wasserkocher erhitzt und dann in einen Eimer umgefüllt - zum Duschen.
Dass die Familie unter solchen Bedingungen lebt, sei nicht neu, berichtet die 21-Jährige, dieses Problem bestehe schon seit Jahren. Aber selbst auf dringende Reparaturanfragen reagiere der Vermieter nicht. Man habe trotz Mängeln lange Zeit die volle Miete gezahlt, so die 21-Jährige, und immer wieder versucht, Kontakt zum Vermieter aufzunehmen. Mittlerweile ist sie verzweifelt: "Wir wissen nicht, an wen wir uns wenden können."
Wechselnde Eigentümer, undurchsichtige Firmengeflechte
Die Eigentümer haben so oft gewechselt, dass niemand mehr weiß, wer wirklich zuständig ist. Auch die Firmengeflechte sind undurchsichtig. Kassel, Frankfurt und die Niederlande - überall dort sollen die Immobilienfirmen ihre Standorte gehabt haben, die aktuelle Wohnungsbaugesellschaft sitzt wohl in Limburg. Erreichbar ist dort niemand. Auf schriftliche und telefonische Anfragen bekommt der hr keine Antwort.
Der Zustand der Häuser, in denen auch viele Geflüchtete wohnen, ist erschreckend. Ändern will der Besitzer offenbar nichts. Hans-Joachim Seydewitz wohnt ebenfalls in den Problembauten, er war als Hausmeister für den Besitzer angestellt, sein Vertrag wurde aber nicht verlängert. Jetzt hilft er noch ehrenamtlich, wo er kann. Doch die Dächer müssten dringend erneuert werden, sagt er. Sobald es regnet, würden viele Wohnungen nass.
"Alles ist feucht und nass"
In den Plattenbauten gibt es insgesamt 96 Wohnungen, viele stehen bereits leer. Insgesamt wohnen noch etwa 200 Menschen in den acht Blocks. Die vielen Geflüchteten unterstützt Sozialarbeiterin Tanja Fey. Seit Jahren bekommt sie mit, wie die Wohnungen zunehmend verwahrlosen und die Mieter immer mehr verzweifeln.
"Sobald es regnet, läuft das Wasser in Strömen an den Wänden bis auf den Boden runter, und alles ist feucht und nass", berichtet sie, das sei seit einiger Zeit bekannt. Man bemühe sich, die Schäden beheben zu lassen, doch bisher laufe das ins Leere. Andere Bewohner berichten dem hr, dass es in ihrem Bad nach Abwassern riecht.
Gespräche und Ortstermine ohne Ergebnis
Mittlerweile sind die Eigentümer auch für die Stadt nicht mehr erreichbar. Bürgermeister Marcel Pritsch (Freie Wählergemeinschaft) ist verärgert. Für ein Dach über dem Kopf zahlten die Bewohnerinnen und Bewohner einen hohen Preis, hätten keine Chance, dort zu entkommen.
Auch berichtet Pritsch von Gesprächen und Ortsterminen, nach denen man auf eine Verbesserung gehofft hatte. Das Ergebnis sei sehr unbefriedigend.
Anwalt rät dazu, Miete zu kürzen
Die Familie von Lava Allouto hat sich jetzt Hilfe von einem Anwalt geholt. Dieser habe ihnen geraten, nicht mehr die volle Miete zu zahlen, so lange die Mängel nicht abgestellt seien.
Schon seit März zahlen die Alloutos gar nichts mehr - man wisse ja nicht, an wen man das Geld überweisen solle, so die junge Frau, es gebe keinen Kontakt zu den Besitzern. Auch ihr Anwalt warte noch heute auf eine Reaktion auf sein Schreiben.
Sendung: hr-info, 22.06.2023, 15.20 Uhr
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