Betriebsversammlung bei VW in Baunatal "Der härteste Tarifkampf, den Volkswagen je gesehen hat"
Kämpferische Stimmung im VW-Werk in Baunatal: Vor 8.000 VW-Mitarbeitern haben Gewerkschaft und Betriebsrat die Belegschaft auf einen harten Arbeitskampf eingeschworen. Mit allen Mitteln werde man versuchen, das Sparprogramm des Konzerns zu stoppen.
Einen Tag nach dem Warnstreik bei Volkswagen zeigen sich Gewerkschaft und Betriebsrat weiter kämpferisch. "Wenn nötig, wird das der härteste Tarifkampf, den Volkswagen je gesehen hat", sagte Oliver Dietzel von der IG Metall Nordhessen vor 8.000 Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung am VW-Werk in Baunatal.
"Wir sind in außergewöhnlichen Zeiten bei Volkswagen", sagte der Baunataler Betriebsratsvorsitzende Carsten Büchling im Anschluss. Noch nie habe eine Betriebsversammlung mit sechseinhalb Stunden so lange gedauert.
Konzern will drastisch sparen
Die VW-Konzernspitze hatte Ende Oktober angekündigt, dass im Rahmen des Sparprogramms Werksschließungen, Massenentlassungen und Lohnkürzungen nicht länger ausgeschlossen seien. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten an, mit "allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln" gegen die Pläne des VW-Vorstands vorzugehen.
Büchling kritisiert insbesondere die ungewisse Situation für rund 1.800 Arbeiter des VW-Werks, deren befristete Verträge oder Zeitarbeitnehmer-Verträge kurzfristig endeten.
"Weihnachten steht vor der Tür und über 1.800 Kollegen und Kolleginnen und ihre Familien wissen nicht, wie es für sie im neuen Jahr weitergeht", sagte er in seiner Rede. Es sei eine "Frechheit", wie VW mit den Beschäftigten umgehe.
Das Volkswagenwerk Kassel am Standort Baunatal ist mit rund 15.500 Mitarbeitern das weltgrößte Komponentenwerk des Konzerns. Dort werden weite Teile des elektrischen Antriebsstrangs hergestellt. Inwieweit der Standort von den Sparplänen betroffen sein wird, ist bislang unklar.
Minister will um jeden Arbeitsplatz kämpfen
Minister Mansoori betonte den strategischen Wert, den Baunatal für den Konzern habe. Der technische Wandel, der VW bevorstehe, lasse sich ohne den nordhesischen Standort nicht gestalten, sagte er.
"Wir werden natürlich als Landesregierung konstruktiv unterstützen, machen aber auch deutlich, dass wir in der Frage der Beschäftigungssicherung klar zum Standort stehen und hier auch um jeden Arbeitsplatz kämpfen werden."
IG Metall fordert mehr Lohn, Konzern will Lohnkürzungen
Volkswagen habe selbst in der Hand, wie der bevorstehende Tarifkonflikt geführt werden, betonte IG-Metall-Gewerkschafter Dietzel bei der Versammlung. "Wir brauchen eine Politik, die die Beschäftigten mitnimmt und nicht gegen sie agiert", sagte Dietzel. Die IG Metall fordert neben einer Lohnerhöhung von sieben Prozent auch mehr Geld für Auszubildende.
Am kommenden Montag (9. Dezember) beginnt die nächste Tarifrunde in dem Tarifkonflikt beim VW-Konzern. Wenn dann keine Lösung gefunden werde, werde entweder weiter verhandelt oder weiter eskaliert, kündigte Dietzel an. Er gehe von weiteren Warnstreiks aus. Auch 24-Stunden-Streiks als weiteren Schritt schließt die Gewerkschaft nicht aus.