Zehn Stück für 9,90 Euro Warum die Tulpenpreise durch die Decke gehen
Der Frühling ist da - und damit bei vielen Menschen in Hessen auch die Lust auf bunte Blumen. Wer einen Strauß Tulpen kauft, ist mitunter überrascht über die hohen Preise. Schuld daran ist eine schlechte Ernte.
In einem Blumenladen auf der Frankfurter Fressgass' ist Beate Egner am Mittwoch auf der Suche nach einem schönen Strauß. "Jetzt um diese Jahreszeit liebe ich Tulpen", sagt die Unternehmerin: "Aber ich bin erstaunt, dass die Preise so stark gestiegen sind." Zehn Tulpen für 9,90 Euro: "Das ist ein stolzer Preis." Besondere Tulpensorten seien sogar noch teurer.
Letztlich greift Egner zu, aber ihr Strauß fällt kleiner aus als geplant. Trotzdem zahlt sie an der Kasse immer noch 46 Euro. Floristin Anita Kos bestätigt, vor einem Jahr habe es die gleichen Tulpen noch für 7,90 Euro gegeben. Im Schnitt seien sie seitdem um etwa dreißig Prozent teurer geworden. Auch andere Frankfurter Blumenverkäufer berichten von ähnlichen Preissteigerungen.

Inflation auch im Blumenhandel
Angesichts der generell gestiegenen Preise zeigten gerade die Stammkunden viel Verständnis, berichtet Kos. "Aber es gibt auch Kunden, die sagen, sie können sich die Tulpen nicht mehr so einfach leisten wie früher", so die Floristin. Unter dem Strich verkaufe sie dadurch weniger Blumen.
Den Preissprung bei den Tulpen führt Kos zum Beispiel auf die gestiegenen Preise für Strom und Benzin zurück. "Denn wir müssen unsere Lieferanten bezahlen, die haben höhere Benzinkosten und Stromkosten durch ihre Kühlwagen, in denen die Ware geliefert wird", erklärt die Floristin. Das treibe die Preise für Blumen generell in die Höhe.

Tulpen momentan Mangelware
Bei den Tulpen komme dazu, dass es weniger gebe, berichtet der Frankfurter Blumengroßhändler Joachim Dietz. Er verkauft jede Woche zehntausende Tulpen, etwa in Frankfurt, Bad Soden (Main-Taunus) und Königstein (Hochtaunus). Dietz selbst bezieht seine Tulpen fast ausschließlich aus den Niederlanden. "Die Gärtner bieten uns fast ein Drittel weniger Ware an als früher", so der Händler. Diese Tulpen seien stärker gefragt und damit teurer.
Ohne ins Detail zu gehen, erklärt der Großhändler: Auch er habe deshalb die Preise anheben müssen. Mittlerweile verlangt er pro Tulpe zwischen 20 Cent und 2,50 Euro. "Da müssen wir uns von manchen Kunden schon Gemecker anhören", sagt Joachim Dietz.
Den Tulpenmangel erklärt er mit dem Wetter. "Schon im Herbst 2023 war es viel zu nass, als in Holland die Zwiebeln zur Vermehrung in den Boden gekommen sind", erzählt der Großhändler: "Deshalb sind viele Zwiebeln verrottet." Und die Tulpen, die es gebe, hätten mitunter schlechtere Qualität und beispielsweise kleinere Blüten.

Die nächste Tulpenblase droht eher nicht
Dietz rechnet damit, dass es ein paar Jahre dauern könnte, bis die holländischen Gärtner wieder mehr Tulpen liefern. Dramatisch ist die Situation aus seiner Sicht nicht, auch wenn er sich an eine historische Spekulationsblase erinnert fühlt.
"Es gab in den 1630er Jahren in Holland die sogenannte Tulpenmanie", sagt Dietz. Damals kauften nicht nur Blumenliebhaber die damals noch wenig bekannten Tulpen, sie wurden zum Spekulationsobjekt für Händler. Das trieb die Preise für Tulpen und Tulpenzwiebeln erst in schwindelerregende Höhen, dann brachen sie ein. "Aber davon sind wir jetzt weit entfernt", sagt der Händler und lacht.
Supermarkt-Tulpen etwas günstiger
Eine Alternative zum Blumenladen kann beim Tulpenkauf auch der Supermarkt sein: Sträuße gibt es bei mancher Discounter-Filiale in Hessen immer noch vergleichsweise günstig - zum Teil für weniger als drei Euro.
Allerdings besteht der Bund dann oftmals nicht mehr wie früher üblich aus zehn Blumen, sondern oft nur aus sieben oder acht. Auch die Qualität der Tulpen kann sehr unterschiedlich sein.