Weihnachtsbaum-Produzent im Interview "Die Leute fragen schon vermehrt, wo der Baum herkommt"
Bleibt die Nordmanntanne weiterhin im Trend? Warauf wird beim Baumanbau geachtet? Ein nordhessischer Weihnachtsbaum-Produzent über die Nachhaltigkeit regionaler Weihnachtsbäume, die aktuelle Saison - und den Regen.
Holger Schneider aus Gudensberg (Schwalm-Eder) ist hessischer Weihnachtsbaum-Produzent und Vorsitzender des Arbeitskreises "Hessischer Weihnachtsbaum". Auf seinem Hof verkauft er die eigens angebauten Weihnachtsbäume und beliefert regionale Gärtnereien und Blumengeschäfte. Im Interview spricht Schneider über die Verkaufsschlager, Unterschiede bei den Sorten, den Anbau in Hessen - und seinen persönlichen Favoriten.
hessenschau.de: Es ist kurz vor dem dritten Advent. Ist der Weihnachtsbaum-Verkauf im vollen Gange?
Holger Schneider: Wir starten meist kurz vor dem ersten Advent. Es gibt doch einige Leute, die sich schon Anfang Dezember den Weihnachtsbaum hinstellen. Wir ernten und verkaufen gerade zeitgleich, denn bei uns werden die Bäume sozusagen "just in time" geerntet.
hessenschau.de: Erwarten Sie so kurz vor Weihnachten einen größeren Ansturm?
Schneider: Der Verkauf variiert je nach Wochentag oder Wochenende. Die stärksten Verkaufstage sind immer die Wochenenden. Ich vermute, dass dieses Wochenende die meisten Bäume verkauft werden, da es das Wochenende vor Heiligabend ist. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die Tage vom 15. Und 20. Dezember immer die verkaufsstärksten sind.
hessenschau.de: Was kostet ein Weihnachtsbaum dieses Jahr ungefähr?
Schneider: Der laufende Meter Nordmanntanne liegt bundesweit zwischen 21 und 29 Euro. Je nach Betrieb variiert das natürlich. Blaufichten gibt es für 13 bis 18 Euro, Rotfichten für 10 bis 15 Euro.
hessenschau.de: Sind Sie zufrieden mit dem Anbau und der Ernte in diesem Jahr?
Schneider: Dieses Jahr war sogar ein sehr gutes Jahr. Es hat im Vergleich zu den letzten Jahren relativ viel geregnet und das hat den Bäumen gut getan. Sie haben eine gute Ausfärbung bekommen und die Nadeln sind schön dick. Man merkt, dass der Regen einiges gebracht hat.
hessenschau.de: Wie läuft der Anbau bei Ihnen genau ab?
Schneider: Ein Baum hat eine relativ lange Produktionszeit. Die meisten werden als drei- oder vierjährige Jungpflanzen aus einer Forst-Baumschule gekauft und dann in Weihnachtsbaumkulturen angepflanzt. Die Dreijährigen sind ungefähr zehn bis 15 Zentimeter groß und wachsen dann noch sieben bis zehn Jahre, bis sie geerntet werden. Die Bäume bekommen früh einen Grundschnitt, damit sie wie ein Weihnachtsbaum wachsen.
Die Nordmanntanne etwa neigt dazu, in die Breite statt in die Höhe zu wachsen. Der Baum muss ja auch in das Wohnzimmer passen. Außerdem machen wir alle drei Jahre eine Bodenanalyse. Dort stellen wir fest, was für Nährstoffe im Boden sind - und können dann bedarfsgerecht düngen.
hessenschau.de: Welche unterschiedlichen Baumsorten pflanzen Sie an?
Schneider: Neben den Nordmanntannen verkaufen wir auch Blaufichten, Fichten, Kiefern, Korktannen und Nobilistannen. Diese Vielfalt macht die kleineren Händler aus. Denn in den meisten Supermärkten oder Baumärkten kriegen Sie nur noch Nordmanntannen.
hessenschau.de: Woher kommen die Bäume in den Supermärkten und Baumärkten?
Schneider: Die kommen nicht aus Hessen, da wir keinen hessischen Produzenten haben, der so groß anbaut. Das heißt, die Bäume kommen aus anderen Bundesländern oder auch aus Dänemark oder Polen.
hessenschau.de: Bleibt die Nordmanntanne der Verkaufsschlager - oder zeichnet sich ein neuer Trend ab?
Schneider: Das Schwierige am Anbau ist, dass man nicht weiß, wie der Kunden-Geschmack in zehn Jahren ist. Die Haupt-Baumart ist die Nordmanntanne und ich denke, das wird sie auch weiterhin bleiben. Sie hat schöne weiche Nadeln, eine lange Haltbarkeit und ist geruchsneutral. Vor 20 bis 30 Jahren war es noch die Fichte, aber die hat nicht so eine lange Haltbarkeit wie die Nordmanntanne. Heute sind die anderen Baumarten also eher ein Randprodukt.
hessenschau.de: Bekommen Sie da auch mal Rückfragen von Kunden bezüglich der Nachhaltigkeit?
Schneider: Die Leute fragen schon vermehrt, wo der Baum herkommt. Wir vermarkten regional und das wird auch wertgeschätzt. Sie wollen nicht unbedingt den Baum, der schon 1.000 Kilometer über der Autobahn gefahren wurde. Für jeden Baum, der geerntet wird, wird im Frühjahr wieder an der gleichen Stelle ein neuer Baum angepflanzt. Dieser speichert dann wiederum zehn Jahre Kohlenstoffdioxid. In unserem Christbaumfinder kann man nachschauen, wo der nächste regionale Baumverkauf ist.
hessenschau.de: Welcher Weihnachtsbaum steht denn bei Ihnen dieses Jahr im Wohnzimmer? Oder stellen Sie überhaupt einen auf?
Schneider: Das wäre ja Frevel, wenn ich keinen Weihnachtsbaum aufstellen würde als Weihnachtsbaumproduzent. Ich stelle mir eine Nobilistanne ins Wohnzimmer. Im Gegensatz zur Nordmanntanne duftet die mehr und hält auch länger. Verkauft wird sie meist eher weniger, weil sie recht ungleichmäßig wächst. Aber ich finde sie schön!
Das Gespräch führte Merle Kohl.
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