100 Jahre Weltspartag Sparen ist in Hessen schwierig - vor allem bei diesen Banken und Sparkassen

Seit 100 Jahren gibt es den Weltspartag. Das feiern auch viele hessische Banken und Sparkassen. Dabei haben ihre Kunden kaum was zu feiern: Ihr Erspartes droht oft zu verkümmern.

Mehrere rosarote Sparschweine vor dunklem Hintergrund
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Bei der Volksbank Brandoberndorf gibt es fürs Sparen fast nichts, jedenfalls wenn das Geld dort auf einem Tagesgeldkonto liegt. Darauf zahlt die kleine Genossenschaftsbank in Waldsolms im Lahn-Dill-Kreis mit ihren gerade einmal neun Mitarbeitern jährlich 0,01 Prozent Zinsen.

Warum es so wenig ist, wollte die Volksbank Brandoberndorf auf Anfrage nicht erläutern. Ähnlich wenig bietet die Kreissparkasse Gelnhausen fürs Tagesgeld, nämlich für Summen bis zu 15.000 Euro 0,05 Prozent pro Jahr.

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Auch die Sparkasse liefert für diesen niedrigen Zinssatz keine Begründung, sondern verweist lediglich auf ihre anderen, lukrativeren Sparprodukte wie das "Zuwachssparen". Dabei müssen die Kunden ihr Geld aber für mindestens ein halbes Jahr fest anlegen.

2,7 Prozent bei Raiffeisenbank im Hochtaunus

In Hessen zählen die beiden zu den Geldhäusern mit den geringsten Sparzinsen. Das hat eine Auswertung der FMH-Finanzberatung aus Frankfurt unter 45 hiesigen Geldhäusern ergeben.

"Die regionalen Institute, Sparkassen und Volksbanken gehören zu den knausrigsten Banken in Hessen", sagt der Gründer der Beratungsfirma, Max Herbst. Sie müssten ihren Kunden allerdings auch keine höheren Zinsen bieten, weil diese so treu seien und keine Anstalten machten, zu einer anderen Bank zu wechseln.

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Unter den regionalen Instituten gibt es allerdings auch positive Beispiele. Die Raiffeisenbank im Hochtaunus mit Sitz in Bad Homburg bietet fürs Tagesgeld 2,7 Prozent pro Jahr. Allerdings gilt dieses Angebot ausschließlich für neue Kunden und nur über einen Zeitraum von sechs Monaten. Danach sinkt der Zinssatz um 1 Prozent.

Im Schnitt fürs Tagesgeld 0,68 Prozent

Im Durchschnitt zahlen die regionalen Institute laut der Auswertung von FMH-Finanzberatung 0,68 Prozent für Geld auf dem Tagesgeldkonto. Das sind Summen, an die Verbraucher jederzeit gelangen können. Diese Flexibilität hat ihren Preis.

Legen Bankkunden ihr Geld dagegen über einen längeren Zeitraum an, winken für solches Festgeld jährlich im Schnitt immerhin 2,13 Prozent Zinsen. "Die Banken und Sparkassen können das Geld ihrer Kunden, was auf Tages- und Festgeldkonten liegt, aber selbst wieder anlegen, nämlich bei der Europäischen Zentralbank", erklärt der Experte für Geldanlagen, Max Herbst: "Dafür bekommen die Banken einen deutlich höheren Zinssatz von aktuell 3,25 Prozent."

Zwischen diesem Sparzins und dem für die Kunden gebe es häufig eine große Differenz. Herbst sagt, da frage man sich schon, wo dieses Geld letztlich abbleibe.

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Das Ganze dürfte für etliche Geldhäuser ein lukratives Geschäft sein. Das legt zum Beispiel das jüngste Ergebnis der Sparkassen aus Hessen und Thüringen nahe. Die 48 Institute fuhren im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis ein, einen Gewinn nach Steuern von rund 516 Millionen Euro. Allerdings dürfte das Ergebnis in diesem Jahr etwas niedriger ausfallen.

Die Bank zu wechseln, wird immer leichter

"Die Banken können über ihre Zinsen frei entscheiden", sagt Hans-Peter Burghof, Bankenexperte der Universität Hohenheim: "Die Kunden wiederum können frei entscheiden, ob sie auf dieses Angebot eingehen." Wenn sie das nicht wollten, gebe es in Deutschland zahlreiche weitere Kreditinstitute, zu denen sie wechseln könnten.

So etwas gehe digital und vergleichsweise schnell, rät Burghof. Möglich sei auch, sich neben dem Hauptkonto weitere Konten zuzulegen.

Direktbanken bieten oftmals mehr

Gerade bei den überregional tätigen Banken, die ihren Sitz auch in Hessen haben, erhalten manche Kunden durchaus höhere Sparzinsen. Das gilt vor allem für Direktbanken wie die ING aus Frankfurt. Dort gibt es fürs Tagesgeld sogar 3,3 Prozent.

"Das Angebot richtet sich an diejenigen, die ihr erstes Tagesgeldkonto bei uns eröffnen", präzisiert Pressesprecher Alexander Baumgart. Vier Monate lang gebe es diesen Zinssatz, danach würden nur noch 1,25 Prozent pro Jahr ausbezahlt. Bei der ING ein Tagesgeldkonto zu eröffnen, kann Baumgart zufolge in wenigen Minuten online durchgeführt werden.

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Bei der Vielzahl der Angebote und Bedingungen für diesen oder jenen Zinssatz wird ambitionierten Sparern am Ende nichts anderes übrigbleiben, als sich in Sachen Tagesgeld und Festgeld regelmäßig nach den lukrativsten Sparzinsen umzusehen. Sie müssen sich die Mühe machen, bei den interessantesten Geldhäusern Konten zu eröffnen und nach Ablauf lukrativer Neukundenangebote weiterzuziehen. Dabei sollten sie darauf achten, dass ihre Einlagen durch die diversen Absicherungssysteme in Deutschland und Europa geschützt sind.    

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de