Stadt will Verkehr in Wohngebieten beruhigen Römer-Koalition plant drei Superblocks in Frankfurt

Wenige Autos, Vorrang für Radfahrer: Mit sogenannten Superblocks will Frankfurt den Verkehr in Wohngebieten reduzieren und damit für mehr Lebensqualität sorgen. Dafür sollen auch Parkplätze wegfallen. Der Plan ist umstritten.

Rund um die Leipziger Straße in Bockenheim könnte ein Superblock entstehen.
Rund um die Leipziger Straße in Bockenheim könnte ein Superblock entstehen. Bild © Imago Images
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In Teilen Frankfurts soll es ruhiger werden: Die Stadt plant die Einrichtung von drei Superblocks, um den Verkehr in Wohngebieten zu reduzieren. Nach dem Vorbild von Barcelona sollen diese die Lebensqualität vor Ort steigern. Die Römerkoalition, bestehend aus Grünen, SPD, FDP und Volt, hat vor einigen Tagen einen entsprechenden Antrag gestellt.

Unter "Superblock" versteht man die Zusammenführung von mehreren Häuserblocks und Straßenzügen zu einem autoarmen Viertel. Dafür sollen Straßen umgebaut werden. Die verkehrsberuhigten Quartiere sind in Bockenheim, Nordend-West und an einem weiteren Standort geplant.

Mehr Raum für Fußgänger und Fahrradfahrer

Die Superblocks sollen den Verkehr auf Hauptstraßen lenken und dafür die innerstädtischen Quartiere für Fußgänger und Radfahrer sicherer machen. Geplant ist eine "strategische Platzierung" von Einbahnstraßen und die Sperrung einzelner Straßenabschnitte für Autos. Diese sollen in den Superblocks entsprechend langsam fahren.

Trotz der geplanten Verkehrsberuhigung sollen weiterhin alle Ziele mit dem Auto erreicht werden können, sagte die mobilitätspolitische Sprecherin der SPD, Kristina Luxen. Einzelne Straßenabschnitte, die für den Verkehr weniger bedeutend seien, könnten aber zu Gemeinschafts- und Begegnungsflächen umgestaltet werden. Mehr Grün und öffentliche Plätze sollen zum Verweilen einladen. Um diese Freiflächen zu schaffen, fallen laut Antrag teilweise Parkplätze weg.

Parkplätze fallen teilweise weg

Es müsste geprüft werden, ob der Parkraum neu organisiert oder an anderer Stelle neu geschaffen werden kann, etwa mit einer Quartiersgarage, sagte Volt-Fraktionsvorsitzende Martin Huber. Für Besucher, die mit dem Auto kommen, soll es die Möglichkeit geben, Parkscheine zu ziehen.

In den Superblocks soll es Straßenbemalung, Stadtmöbel wie Bänke und Grünflächen geben, schlägt die Koalition vor. Autofreie Abschnitte könnten mit Sport- und Spielgeräten zu Gemeinschaftsflächen umgestaltet werden.

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Vorbild Barcelona

In den Superblocks in Barcelona werden bis zu neun bestehende Häuserblocks zusammengefasst. Innerhalb der Blocks haben Fuß- und Radverkehr Vorrang. Bei zweispurigen Straßen entfällt eine Fahrspur für Autos zugunsten von Spielgelegenheiten, Gastronomie oder Parkbänken. Hochbeete, Blumenkübel und Bäume sorgen für mehr Grün. Autos dürfen dort höchstens mit Tempo 20 fahren.
Insgesamt sollen 503 Superblocks in der Stadt entstehen. Nach Angaben der Stadt würden damit 60 Prozent der zuvor von Autos genutzten Straßen frei.

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Eine Verkehrsanalyse soll zeigen, wie viele Fahrzeuge auf den Haupt- und Nebenstraßen fahren. Die Analyse soll auch dafür sorgen, dass eine Überwachung zum Verhindern von Falschparkern gewährleistet werde. Bürgerinnen und Bürger könnten sich mit Vorschlägen und Wünschen beteiligen. Die Umsetzung soll wissenschaftlich begleitet werden.

Geld für zwei Superblocks gesichert

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Koalition Geld für zwei Superblocks in Bockenheim und im Nordend-West jeweils 100.000 Euro bereitgestellt. Es gebe aber derzeit niemanden, der die Planung übernehme.

Ab Sommer werde geprüft, ob genügend personelle Ressourcen für die Umsetzung vorhanden seien, sagte Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD). Wo ein dritter Superblock entstehen soll, sei noch offen, sagte Martin Huber (Volt) aus der Römer-Koalition.

Zuspruch von FDP-Verkehrspolitiker - Zweifel bei der CDU

Zuspruch für den Plan gibt es vom FDP-Verkehrspolitiker Uwe Scholz. Für die Superblocks müsste aber erst die Parkplatzsituation und die Verkehrsstärke auf den Haupt- und Nebenstraßen analysiert werden, gibt er zu bedenken. Wichtig sei, dass man auf den Hauptstraßen außerhalb des Superblocks gut vorankomme.

Die oppositionelle CDU in Frankfurt zeigt sich von den Plänen bisher nicht überzeugt: "Wir wollen alle weniger Verkehr in den Wohnstraßen, aber es muss auch sichergestellt werden, dass der Verkehr dann auf die Hauptstraßen fließen kann", sagte der stellvertretende Parteivorsitzende in Frankfurt, Martin-Benedikt Schäfer, dem hr. "Bisher hat die Koalition durch unkluge Verkehrspolitik dazu geführt, dass die Kapazitäten auf den Hauptstraßen eingeschränkt werden". Die Folgen seien dann Staus und dass Autofahrer doch wieder durch die Wohnstraßen fuhren. Außerdem sei eine wichtige Bürgerbeteiligung wichtig.

Die Bürgerinitiative "Vorfahrt Frankfurt" geht mit der Kritik noch weiter. Sie bezeichnet die Superblocks als rücksichtlos. Der Antrag sage nichts darüber, wie Anwohner in die Viertel gelangen sollen. Der Vorsitzende Hendrik Gienow spricht von einer Verdrängung des Autos.

Römerkoalition ist überzeugt

Die Römerkoalition zeigt sich überzeugt von ihrem Vorhaben. Sie verweist in ihrem Antrag auf positive Effekte ähnlicher Maßnahmen, etwa in Barcelona. Dort habe sich die Zahl der Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad erhöht. Die Luftqualität sei besser geworden, der Lärm weniger. "Befürchtungen, dass aufgrund der Verkehrsberuhigung der Einzelhandel leiden könnte, haben sich nicht bestätigt", heißt es.

"Superblocks sind ein nachgewiesen guter Schritt, um das direkte Wohnumfeld für Kinder sicherer und inklusiv zu gestalten und sie zu mehr Bewegung direkt vor ihrer Haustür zu ermuntern sowie ihnen selbstständige Mobilität zu ermöglichen", sagte die mobilitätspolitische Sprecherin der Grünen, Katharina Knacker.

Versuch des ersten Superblocks Hessens in Darmstadt gescheitert

Schon vor rund eineinhalb Jahren plante die Stadt Darmstadt den ersten Superblock Hessens. Es sollte ein Vorzeigeprojekt mit überregionaler Stahlkraft werden. Das Projekt wurde aber angesichts der "schwierigen Haushaltslage" und des noch nicht genehmigten Haushalts gestoppt, wie damals Mobilitätsdezernent Paul Wandrey (CDU) erklärte.

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Quelle: hessenschau.de