Sommerflaute auf dem Arbeitsmarkt Zahl der Arbeitslosen im August gestiegen
Sowohl gegenüber Juli als auch im Jahresvergleich steigt die Arbeitslosenzahl in Hessen deutlich an. Neben der üblichen Sommerflaute gibt es weitere Gründe für den Anstieg - wie fehlende oder unpassende Qualifikationen der Bewerber.
Die Zahl der Arbeitslosen in Hessen ist im August deutlich gestiegen. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag mitteilte, ist sie im Vergleich zum Juli um rund 8.000 auf 189.400 gestiegen. Die Arbeitslosenquote steigt damit auf 5,4 Prozent.
Anstieg im Sommer üblich
Laut Frank Martin, Geschäftsführer der Regionaldirektion, ist es durchaus üblich, dass die Zahl der Arbeitslosen im Sommer zunimmt. Unternehmen würden erst nach Ende der Sommerferien wieder neue Leute einstellen.
Außerdem meldeten sich in den Sommermonaten viele junge Leute arbeitslos, die gerade zwischen Schule und Ausbildung oder zwischen Ausbildung und Studium stünden.
Jugendarbeitslosigkeit hat besonders zugenommen
So betraf der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat zwar alle betrachteten Personengruppen. In der Ferienzeit im August stieg jedoch am stärksten die Jugendarbeitslosigkeit mit einem Plus von 15,8 Prozent oder 2.816 jungen Menschen unter 25 Jahren. Weitere Zuwächse zeigten sich unter anderem bei der Gruppe der Frauen mit plus 5,6 Prozent sowie der Menschen ohne deutschen Pass mit plus 4,5 Prozent.
Der Vorjahresvergleich zeigt eine ähnliche Entwicklung: Bedingt durch die Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die Grundsicherung stieg die Zahl der Personen ohne deutschen Pass damals um 11,2 Prozent an. Die Personengruppe der Frauen verzeichnete einen Anstieg um 5,3 Prozent.
Zahl steigt auch im Jahresvergleich
Allerdings liegt die Zahl der Arbeitslosen auch im Vergleich zum August 2022 höher. Demnach waren 13.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als noch vor einem Jahr.
Dies ist Martin zufolge unter anderem darauf zurückzuführen, dass immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ihre Sprachkurse beenden und sich auf Job-Suche begeben.
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im August 2023 auf 243.863 Personen. Das waren mit rund 17.500 Personen 7,7 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Mangel an qualifizierten Bewerben
Neben den saisonal üblichen Einflüssen zeigt sich der Arbeitsmarkt in Hessen zwar weitestgehend stabil, dennoch wächst laut Martin die Anspannung: "Auch wenn die Zahl der Arbeitslosen zuletzt gestiegen ist, bereitet der Mangel an Arbeits- und Fachkräften vielen Unternehmen Probleme."
Die Zahl der angebotenen freien Stellen sei nach wie vor hoch. Gleichzeitig könne die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften nicht gedeckt werden. Der Grund: Oft passten Qualifikation der Bewerberinnen und Bewerber nicht mit den Anforderungen der Unternehmen zusammen.
Beschäftigungswachstum ausgebremst
Der Mangel an qualifizierten Bewerbern hat Folgen. "Die Knappheit an Arbeitskräften bremst das Beschäftigungswachstum", warnt Direktionschef Martin. Es müsse mehr Möglichkeiten geben, sich aus- und weiterzubilden. Zum Beispiel, indem Qualifizierungsangebote ausgebaut und die hierfür häufig erforderliche Beratung leichter zugänglich gemacht werden.
Zu diesem Zweck sollen in ganz Hessen in den kommenden Monaten sogenannte "Bildungspunkte" eröffnen, die zu Themen wie berufsbegleitende Qualifizierung, Wiedereinstieg in den Beruf oder Teilzeitausbildung beraten.
10.300 Lehrstellen unbesetzt
Noch seien auch viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Für Bewerber stünden die Chancen gut, auch nach Beginn des Ausbildungsjahres eine passende Stelle zu finden.
Dabei sollten sich die jungen Menschen mit Hilfe der Berufsberatungen auch über Berufsbilder informieren, die ihnen bislang unbekannt seien. Laut Agentur sind in Hessen rund 10.300 Lehrstellen unbesetzt - bei gut 6.700 unversorgten Bewerbern und Bewerberinnen.
Sendung: hr-iNFO, 31.08.2023, 10 Uhr
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