Reifenhersteller Zeitplan zur Schließung des Fuldaer Goodyear-Werks steht

Goodyear schließt im kommenden Jahr sein Werk in Fulda. Über 1.000 Beschäftigte verlieren in zwei Wellen ihre Jobs. Die Gewerkschaft glaubt, einiges für sie erreicht zu haben.

Industriegebäude mit blauen Fahnen davor, auf denen in gelben Lettern "Goodyear" steht.
Die Zukunft des Goodyear-Werks in Fulda ist ungeklärt. Bild © Kathinka Mumme (hr)
  • Link kopiert!

Für die Goodyear-Beschäftigten in Fulda war es ein gewaltiger Schock: Der Reifenhersteller kündigte vor nunmehr einem Jahr an, das traditionsreiche Werk in der Domstadt 2025 aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen. Seit der Hiobsbotschaft wurde viel über die Zukunft der mehr als 1.000 Mitarbeitenden gesprochen, gestritten und verhandelt.

Audiobeitrag
Bild © picture-alliance/dpa| zur Audio-Einzelseite
Ende des Audiobeitrags

Mittlerweile ist mehr zum Zeitplan bekannt, wie der hr auf Anfrage bei der Gewerkschaft IG BCE erfuhr. Ehe am 30. September 2025 die Lichter ausgehen, wird die Produktion schrittweise heruntergefahren. Eine erste Welle an Mitarbeitenden geht zum 30. April, wie IG-BCE-Bezirksleiterin Anne Weinschenk sagte.

Deal und Sozialplan für die Beschäftigten

Bis der Betrieb komplett abgewickelt ist, wird wohl das Jahr 2026 erreicht, wie Weinschenk sagte: "Es muss zurückgebaut werden, und die Maschinen müssen raus." Wichtiger seien ihr aber die Menschen. Und für die sei mit der Aushandlung eines Sozialplans eine "sehr gute Lösung" erzielt worden, betont die Gewerkschafterin.

Für den Sozialplan gab es einen Deal. Die Gewerkschaft verzichtete zusammen mit weiteren Standorten auf Streiks und bekam im Gegenzug mehr Unterstützung für die Mitarbeitenden. "So haben wir eine extrem hohe Summe zur Verfügung, mit der wir die Beschäftigten auffangen können. Das hat es in dieser Größenordnung und mit dieser Herangehensweise in der Kautschukindustrie noch nicht gegeben", sagte Weinschenk. Zahlen wollte sie nicht nennen.

"Niemand fällt ins Bodenlose"

Ein Teil des Sozialplans ist die Gründung einer Transfergesellschaft, die laut Gewerkschaft Goodyear viel Geld kostet. Die dorthin überführten Beschäftigten bekommen für ein Jahr leicht reduzierte Bezüge und können sich eine neue Beschäftigung suchen, sich weiterbilden oder eine neue Qualifizierung anstreben, wie Weinschenk erläuterte: "Das ist ein sehr gutes Angebot für die Beschäftigten. Niemand fällt ins Bodenlose."

Der Sozialplan und die Gründung der Transfergesellschaft seien ein Meilenstein in "einem harten Kampf" gewesen. Der Betriebsrat begleite derzeit die Gespräche der Beschäftigten mit dem Arbeitgeber zu Abfindungen. Jeder bekomme ein individuelles Angebot.

"Faire Lösungen" laut Goodyear

Wie viel Geld Goodyear die Abwicklung des Betriebs in Fulda kostet, ist unklar. Das Unternehmen erklärte auf hr-Anfrage lediglich, dass man "faire Lösungen" gefunden habe.

Goodyear verkündete vor einem Jahr den großen Kahlschlag. Neben dem Werk in Fulda wird die Produktionsstätte in Fürstenwalde (Brandenburg) mit 700 Beschäftigten geschlossen. Dort soll die Fertigung schrittweise bis 2027 enden.

Stellenabbau in Hanau

Für den Deutschland-Sitz in Hanau sieht Goodyear geringere Einschnitte vor. Dort will das Unternehmen 200 Stellen in der Verwaltung abbauen. Die dortige Produktion, die in den Vorjahren schon hunderte Stellen verlor, sei nicht weiter betroffen, berichtete die Gewerkschaft.

Mit den Werkschließungen und dem Stellenabbau will Goodyear nach eigenen Angaben die Kostenstruktur verbessern. Man wolle die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität langfristig sichern. Verschärft worden sei die angespannte Situation durch die Zunahme asiatischer Billig-Importe.

Weitere Informationen

Goodyear

Goodyear ist nach eigenen Angaben einer der größten Reifenhersteller in Deutschland und beschäftigt über 5.000 Menschen. Die Standorte des Unternehmens liegen außer in Fulda und Hanau in Köln, Fürstenwalde (Brandenburg), Riesa (Sachsen), Philippsburg (Baden-Württemberg) und Wittlich (Rheinland-Pfalz).
Weltweit gibt es 74.000 Mitarbeitende an 57 Standorten in 23 Ländern. Zu den Marken des Unternehmens gehören unter anderem Goodyear, Dunlop und Fulda-Reifen.

Ende der weiteren Informationen

Zukunft des Fuldaer Werksgeländes unklar

Die Marke Fulda-Reifen soll erhalten bleiben und an anderen Standorten produziert werden, wie Goodyear mitteilte. Was aus dem seit über 100 Jahren bestehenden Werk wird, in Fulda "die Gummi" genannt, ist unklar.

Die Stadt will auf dem Areal weiter gewerbliche oder industrielle Nutzung haben. Die Fläche nahe des Bahnhofs sei für den Wirtschaftsstandort Fulda von besonderer Bedeutung, schrieben der Fuldaer Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld und der Landrat Bernd Woide (beide CDU) in einer gemeinsamen Stellungnahme an den hr.

Quelle: hessenschau.de