Zentrale in Kassel geschlossen Von 500 bleiben letztlich 28: Mitarbeiter von Wintershall Dea verlieren Job

Das Öl- und Gasunternehmen Wintershall Dea hat weite Teile seines Geschäfts an ein britisches Unternehmen übertragen. Die Verwaltung in Kassel wird nun endgültig abgewickelt.

Ein Firmenschild mit dem blau-weißen Logo von Winterhall Dea steht vor dem Bürogebäude der Firma.
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Es ist das endgültige Aus für die Firma Wintershall Dea in Kassel: Der BASF-Konzern, der die Mehrheit der Anteile hält, hat Deutschlands größten Öl- und Erdgas-Förderer an die britische Konkurrenz verkauft. Der Verkauf an Harbour Energy wurde am Dienstag offiziell vollzogen.

Abfindungen für Mitarbeitende

Es war somit der letzte Arbeitstag für viele Mitarbeitende. Die Schließung der Zentrale von Wintershall Dea in Kassel betrifft etwa 500 Mitarbeitende. Nach Unternehmensangaben werden allerdings zunächst noch etwa 220 Mitarbeitende in Kassel für Harbour Energy mit sogenannten Übergangsleistungen tätig sein - für zwölf Monate. Danach sollen etwa 30 Mitarbeitende, davon 28 aus Kassel, im Unternehmen verbleiben.

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Im Juni beschlossen das Unternehmen und Arbeitnehmervertretungen Verhandlungen über einen umfassenden Sozialplan für die Beschäftigten. Ein Teil davon sind Abfindungen für den Verlust des Arbeitsplatzes. Betriebsbedingte Kündigungen sollten möglichst vermieden werden. Zusätzlich wollte das Unternehmen die Mitarbeitenden mit externen Angeboten wie einer Perspektivenberatung unterstützen.

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Wintershall Dea

Das Unternehmen hatte zwei Verwaltungssitze: einen in Kassel, den anderen in Hamburg. Von der Schließung sind insgesamt 800 Mitarbeitende betroffen, mit 500 der Großteil in Kassel. In den kommenden zwölf Monaten werden in Hamburg rund 80 Menschen im neuen Unternehmen tätig sein, danach bleiben dort nur noch zwei.

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In den kommenden Monaten konzentriere man sich darauf, Dienstleistungen an Harbour Energy zu erbringen, sagte Stefan Schnell, der Vorsitzende der bisherigen Geschäftsführung. Außerdem bereite das Team die Auflösung der Hauptverwaltung vor. "All diese Aufgaben werden wir genauso fortführen, wie es Wintershall Dea bisher getan hat: verantwortungsvoll und professionell", so Schnell.

Bundeswirtschaftsministerium überprüfte Verkauf

Die Wintershall-Dea-Mutter BASF unterzeichnete im Dezember 2023 mit dem weiteren Wintershall-Eigner LetterOne sowie dem britischen Ölkonzern Harbour Energy eine Vereinbarung zum Zusammenschluss der Geschäfte. Das Bundeswirtschaftsministerium gab den Verkauf nach einer Investitionsprüfung frei.

BASF hält 72,7 Prozent an dem Öl- und Gaskonzern, die Investmentgesellschaft LetterOne besitzt 27,3 Prozent. Die beiden Eigner sollen insgesamt 2,15 Milliarden Dollar (umgerechnet etwa 1,96 Milliarden Euro) an Bargeldzahlungen sowie Anteile an dem kombinierten Unternehmen erhalten. 

Das Geschäft des Öl- und Gasunternehmens umfasst Produktions- und Entwicklungsaktivitäten sowie Explorationsrechte in acht Ländern, also Rechte zur Förderung von Öl und Gas. Zudem besitzt es Lizenzen zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS). Die Technik ist umstritten, gilt aber bei vielen als unumgänglich, soll der viel zu hohe CO2-Gehalt in der Atmosphäre gemäß der Klimaabkommen dauerhaft gesenkt werden.

Russland-Geschäft bleibt ausgeklammert

Ausgeklammert bleibt das Geschäft mit Russland-Bezug, über das BASF mitteilt, dass es abgetrennt werden soll. BASF und LetterOne wollen Eigentümer dieser geplanten eigenen Gesellschaft bleiben. Das Geschäft umfasst den Angaben zufolge Anteile an den Gemeinschaftsunternehmen in Russland, einen Anteil an Wintershall in Libyen, an Wintershall Noordzee in den Niederlanden sowie an der Gaspipeline Nord Stream. Das Management von Wintershall Dea kündigte im Januar 2023 unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der folgenden Sanktionen den Ausstieg aus Aktivitäten in Russland an.