Appell und Angebot an die Bahn Zugausfälle in Mittelhessen bringen Kommunen auf die Barrikaden
Auf der Strecke zwischen Gelnhausen und Gießen fallen seit rund zwei Jahren immer wieder Züge aus. Das frustriert nicht nur die Pendler: Die betroffenen Kommunen sehen darin gar ein "gesellschaftliches Problem". Sie fordern Abhilfe - und bieten der Bahn Unterstützung an.
Ende 2024 sollte alles besser sein auf der Bahnstrecke zwischen Gelnhausen (Main-Kinzig) und Gießen: Bahnhöfe und Bahnübergänge fertig saniert - etwa in Büdingen oder Lieblos - dazu neue elektronische Stellwerke zur Entlastung der angespannten Personalsituation. So der Plan, doch es kam wie so oft anders, als man gehofft hatte.
Die Realität zeigt auch 2025 noch Zugausfälle auf Teilstrecken. Außerdem bleibt zwischen Büdingen und Gelnhausen die Strecke bis mindestens Ende April gesperrt. Pendlerinnen und Pendler müssen hier auf Schienenersatzverkehr mit Bussen umsteigen. Der Grund: Es fehlt immer noch Personal, außerdem kam der Umbau des Bahnhofs in Lieblos nicht so schnell voran wie geplant.
"Unzumutbare Belastung" für Fahrgäste
Nicht nur die Pendlerinnen und Pendler sind frustriert, auch die betroffenen Kommunen gehen auf die Barrikaden. Sie sind in der Arbeitsgemeinschaft Lahn-Kinzig-Bahn (AGNV) zusammengeschlossen und appellieren in einer Resolution vom Freitag an die Deutsche Bahn (DB) und die Hessische Landesbahn (HLB), die Probleme auf und an der Strecke möglichst schnell zu beheben.
Zwar habe es in den vergangenen Jahren positive Entwicklungen gegeben, schreibt die AGNV, etwa durch eine modernere Fahrzeugflotte.
Durch die andauernden Einschränkungen sieht sie aber den langfristigen Erfolg dieser "wichtigen Querverbindung in Mittelhessen" gefährdet. Für die Fahrgäste sei die aktuelle Situation eine "unzumutbare Belastung".

Ausfallende Züge werden "gesellschaftliches Problem"
Die AGNV ist in Sorge, dass die Fahrgastzahlen durch die Einschränkungen nachhaltig zurückgehen. Mittelhessen sei eine Auspendelregion, das Bahnfahren gehöre zur Grundversorgung, hieß es bei der Vorstellung der Resolution. Vor diesem Hintergrund und der nötigen Mobilitätswende würden ständig ausfallende Züge "zu einem gesellschaftlichen Problem".
Jugendliche lernten derzeit, der Zuverlässigkeit der Bahn mit Misstrauen zu begegnen, viele gewöhnten sich nachhaltig ans Auto. Gerade in einer Stadt wie Gießen seien jeden Morgen die Straßen verstopft. Das sei dann der Effekt einer solchen Gewöhnung.
Es sei wichtig, Strecken wie diese nicht zu vergessen: "Ähnliche Ausfälle würde sich die Bahn zwischen Bad Vilbel und Frankfurt nicht leisten", hieß es weiter.
Kommunen bieten Hilfe bei Personalsuche an
Die AGNV fordert nun, die Stellwerke wieder so zu besetzen, dass zumindest zwischen 6 und 20 Uhr verlässliche Anschlüsse gewährleistet seien. Die betroffenen Kommunen bieten der DB und der HLB an, sie mit Veranstaltungen und über die sozialen Medien bei der Personalsuche zu unterstützen.
Zudem müsse der Informationsfluss deutlich verbessert werden - auch für die Zugbegleiter, Servicekräfte und die Unternehmen, die den Schienenersatzverkehr anbieten. Zwischen der AGNV und der Bahn gestalte sich die Kommunikation bisweilen schwierig, weil bei der Bahn häufig die Zuständigkeiten wechselten.
"Uns ist ein deutlicher Appell nach außen wichtig", sagte eine Sprecherin der AGNV, "damit die Fahrgäste wissen, dass sie gehört werden." Seien diese einmal verloren, komme man irgendwann nicht mehr an sie heran.
Ihre Kommentare Mussten Sie in den vergangenen Monaten auch aufs Auto umsteigen?
32 Kommentare
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Ich besitze kein Auto. Aber ich weiß, was es heißt zu Pendeln im öffentlichen Nahverkehr. Jetzt seit ca. 10 Jahren fahre ich zu über 80% mit dem Fahrrad ca. eine halbe Stunde zur Arbeit. Andere Gelegenheiten mache ich zu Fuss, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Nahverkehr. Es klappt mit dem öffentlichen Nahverkehr ganz gut. Aber es ist noch "viel Luft nach Oben".
Die Politiker/innen müssen den Nahverkehr verbessern lassen. -
ja. Als absoluter Fan von öffentlichen Verkehrsmittel habe ich erst mit Mitte 30 den Führerschein gemacht und selbst diesen erstmal aufs Regal gelegt da ich es nicht brauchte - so gut und zuverlässig waren damals die Offis. Betonung auf waren. Den mittlerweile kann man sich überhaupt nicht auf sie verlassen, egal ob Strassenbahn, Zug oder Bus. Von S-Bahn rede ich gar nicht, den bei diesen fallen gefühlt die Hälfte der Züge kommplett aus und die anderen sind dermassen verspätet, das sie sich nicht mehr lohnen.
Einzig die U Bahne sind in Topform. -
Ich fahre gerne Auto, weil die Bahnverkehre und Busverkehre im RMV es nicht gebacken bekommen pünktlich und zuverlässig zu sein. Das teilprivatisierte chaotische verzettelte System ÖPNV in Hessen ist wie in anderen Bundesländern auch mittlerweile maustot. Und di eStaatsbahn ist ein Moloch, dessen Glieder gegeneinander statt miteinander arbeiten. Die Autoindustrie ist hoch erfreut davon.