Anstieg bei Zwangsversteigerungen Es landen wieder mehr Häuser unter dem Hammer

Weil die Zinsen steigen, kommen in Hessen offenbar immer mehr Immobilienbesitzer in finanzielle Schieflage. Erstmals nach mehreren Jahren werden deswegen wieder mehr Häuser und Wohnungen zwangsversteigert.

Wohnhäuser in einem Neubaugebiet
Wohnhäuser in einem Neubaugebiet Bild © Imago Images
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In Hessen kommen wieder mehr Häuser und Wohnungen von verschuldeten Eigentümern unter den Hammer - eine Auswirkung der steigenden Zinsen. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Immobilienbesitzerverbandes Haus und Grund Hessen mit 1.949 Neuanträgen einen Zuwachs um 15,7 Prozent im Vergleich zu 2022.

"Wir blicken mit Sorge auf diese Entwicklung", sagte Geschäftsführer Younes Frank Ehrhardt. Von 2019 bis 2022 war die Zahl der Anträge laut Ehrhardt noch gesunken. "Die Trendwende führen wir auf die sprunghaft gestiegenen Zinsen zurück – und die schwierige Lage auf dem Immobilienmarkt", erläuterte er.

Hohe Raten bringen Besitzer in Schwierigkeiten

Zu hohe Darlehensraten bei Neu- oder Anschlussfinanzierungen habe manche Eigentümer in Schwierigkeiten gebracht. Wenn dann das Haus oder die Wohnung auf dem freien Markt nicht verkauft werden könne, komme die Immobilie unter den Hammer. Haus und Grund Hessen vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von mehr als 68.000 Mitgliedern, denen landesweit 84,5 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes gehört.

Starker Anstieg in Frankfurt

Beim Amtsgericht Frankfurt sind einer Rechtspflegerin zufolge im vergangenen Jahr sogar knapp 45 Prozent mehr Zwangsversteigerungsanträge gestellt worden als im Vorjahr 2022. "Seit etwa einem Jahr können wir einen Anstieg der 'Kauflaune' bei den Bietinteressenten beobachten und es werden auch Gebote über den Verkehrswerten abgegeben", berichtete sie.

Auch das Amtsgericht Kassel verzeichnet eine Zunahme an Zwangsversteigerungen. Gab es dort 2022 laut einer Sprecherin 88 neue Verfahren, waren es im vergangenen Jahr 119. In beiden Jahren lagen die Erlöse demnach im Schnitt über dem Verkehrswert. Beim Amtsgericht Marburg hingegen ging die Zahl leicht zurück. Nach Angaben eines Sprechers gab es im Jahr 2022 insgesamt 23 Zwangsversteigerungsverfahren, 2023 waren es demnach 21.

Ministerium sieht keinen Grund zur Sorge

Das hessische Justizministerium teilte unterdessen mit, eine deutliche Zunahme der Zwangsversteigerungsverfahren könne für Hessen nicht erkannt werden - bezieht sich dabei aber auf einen längeren Zeitraum. "Die Zahlen für 2023 liegen deutlich unter denen von 2014 bis 2018 und ungefähr auf dem Niveau von 2019 und 2020", erläuterte ein Sprecher.

2014 verzeichnete das Ministerium demnach 4.224 Eingänge, bis 2018 sank deren Zahl sukzessive auf 2.548. In den Jahren 2019 und 2020 wurden 2.026 beziehungsweise 1.901 Eingänge gezählt. 2021 und 2022 seien die Zahlen leicht rückläufig gewesen (1.819 beziehungsweise 1.685) und für 2023 nun wieder leicht angestiegen, erklärte der Sprecher.

Die Zwangsversteigerungen von Immobilien lägen nach der Auffassung des Ministeriums nach absoluten Zahlen im langjährigen Vergleich immer noch auf niedrigem Niveau. 

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So kommt es zu Zwangsversteigerungen

Zwangsversteigerungen sind ein Weg, mit dem Gläubiger an ihr Geld kommen können. Meist kommt es dazu, wenn Immobilieneigentümer in eine finanzielle Notlage geraten sind, Haus und Grundstück nicht mehr bezahlen können oder Schulden haben. Dann leitet der Gläubiger ein Verfahren zur Zwangsversteigerung beim Amtsgericht ein. Der Mindestpreis für die Immobilie wird durch ein Gutachten bestimmt. Bieten kann dann jder oder jede Interessierte.

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Redaktion: Julian Moering

Sendung: hr3, 1.7.2024, 7 Uhr

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Quelle: dpa/lhe